Veröffentlicht am März 15, 2024

Die wirksamste CO2-Kompensation ist die, die gar nicht erst nötig wird. Der größte Hebel liegt nicht in der nachträglichen Zahlung, sondern in der proaktiven Reduktion Ihres Verbrauchs.

  • Allein eine Reduzierung der Geschwindigkeit von 120 auf 100 km/h senkt den Dieselverbrauch um bis zu 38 % und spart auf 2000 km fast 400 kg CO2.
  • Gezieltes Entrümpeln und der richtige Reifendruck reduzieren den Verbrauch um weitere 10-15 %, bevor Sie überhaupt losfahren.

Empfehlung: Konzentrieren Sie sich zuerst auf die hier vorgestellten, messbaren Reduktionsmaßnahmen. Kompensieren Sie nur den unvermeidbaren Restbetrag bei einem zertifizierten Anbieter.

Das Gefühl ist unvergleichlich: Der Motor startet, das Wohnmobil rollt vom Hof, vor einem liegen 2000 Kilometer Freiheit. Doch an der ersten Zapfsäule mischt sich in die Vorfreude oft ein leises, nagendes Gefühl. Die Liter Diesel rauschen in den Tank und das Bewusstsein für den damit verbundenen CO2-Ausstoß trübt die Urlaubsstimmung. Viele klimabewusste Camper kennen diesen inneren Konflikt. Die gängige Lösung scheint einfach: Man spendet am Ende der Reise einen Betrag an eine Klimaschutzorganisation und kauft sich damit von der Verantwortung frei.

Doch was, wenn dieser Ansatz zu kurz greift? Was, wenn die wahre, wirkungsvolle Kompensation schon viel früher beginnt? Die landläufige Meinung konzentriert sich auf das „Danach“. Man hört Ratschläge wie „kompensieren Sie Ihre Flüge“ oder „zahlen Sie für Ihre gefahrenen Kilometer“. Dieser Artikel vertritt eine andere, fundamentalere Philosophie: Die wirksamste und ehrlichste Form der CO2-Reduktion ist die Vermeidung. Echte Nachhaltigkeit beginnt nicht mit einer Zahlung, sondern mit bewussten Entscheidungen, die den Verbrauch von vornherein minimieren.

Dieser Leitfaden ist daher anders aufgebaut. Wir stellen die übliche Reihenfolge auf den Kopf und folgen einer klaren Vermeidungs-Hierarchie. Zuerst zeigen wir Ihnen die größten und oft unterschätzten Hebel zur drastischen Reduktion Ihres CO2-Fußabdrucks – von der Fahrweise über das Gewicht bis zur Wahl Ihrer Ausrüstung. Erst ganz am Ende, wenn alle Potenziale zur Vermeidung ausgeschöpft sind, widmen wir uns der Frage, wie Sie den unvermeidbaren Rest an Emissionen wirklich sinnvoll und transparent kompensieren können. So wird die Kompensation vom reinen Ablasshandel zum letzten, konsequenten Schritt einer ganzheitlich nachhaltigen Reise.

Der folgende Artikel führt Sie durch die entscheidenden Schritte, um den ökologischen Fußabdruck Ihrer Reise massiv zu verkleinern. Entdecken Sie, wie Sie mit einfachen Mitteln eine messbare Wirkung erzielen und Ihre Reise mit wirklich gutem Gewissen genießen können.

Welche Kompensations-Anbieter investieren Ihr Geld wirklich sinnvoll?

Die Kompensation von CO2-Emissionen sollte, wie betont, der letzte Schritt sein, nachdem alle Reduktionspotenziale ausgeschöpft wurden. Wenn dieser Punkt erreicht ist, stellt sich die entscheidende Frage: Wo landet mein Geld und bewirkt es tatsächlich etwas? Der Markt für Kompensationszertifikate ist unübersichtlich, doch es gibt klare Qualitätsmerkmale, an denen Sie seriöse Anbieter erkennen. Vertrauen Sie nicht allein auf schöne Webseiten, sondern auf unabhängige Bewertungen und anerkannte Standards. So erhielt beispielsweise Atmosfair als einziger von vier Anbietern die Note „sehr gut“ im Test der Stiftung Warentest 2022.

Ein entscheidendes Kriterium ist die Zertifizierung der Projekte. Achten Sie auf Gütesiegel wie den Gold Standard oder Plan Vivo. Diese garantieren, dass die Klimaschutzprojekte mehrere Bedingungen erfüllen. Wie die myclimate Foundation betont, sind die wichtigsten Kriterien die Zusätzlichkeit (das Projekt würde ohne die Kompensationsgelder nicht stattfinden) und die Permanenz (die CO2-Einsparung ist langfristig gesichert).

Die wichtigsten Qualitätsstandards wie Gold Standard und Plan Vivo garantieren Additionalität und Permanenz der Projekte.

– myclimate Foundation, myclimate Qualitätsstandards

Gute Anbieter investieren zudem in Projekte, die neben dem Klimaschutz auch soziale und ökologische Zusatznutzen in den jeweiligen Regionen schaffen. Anstatt anonymer Projekte in weiter Ferne, gewinnen lokale Initiativen an Bedeutung. Ein hervorragendes Beispiel aus Deutschland sind die MoorFutures. Im Rahmen dieses Projekts werden trockengelegte Moore, wie das Königsmoor in Schleswig-Holstein auf 68 Hektar, wiedervernässt. Moore sind gigantische CO2-Speicher. Durch die Wiedervernässung werden über die nächsten 50 Jahre rund 2.500 Tonnen CO2 in diesem einen Projekt gebunden, die sonst in die Atmosphäre gelangen würden. Der Kauf eines solchen Zertifikats unterstützt also direkt den Klimaschutz vor der eigenen Haustür.

Warum das Ausräumen von unnützem Ballast 0,5 Liter Diesel spart

Bevor Sie auch nur einen Kilometer fahren, können Sie einen der größten Hebel zur Verbrauchsreduktion betätigen: die Gewichtsreduktion. Jedes zusätzliche Kilo im Wohnmobil erhöht den Rollwiderstand und zwingt den Motor zu mehr Arbeit – und damit zu höherem Verbrauch. Die Faustregel lautet: 100 kg Mehrgewicht führen zu etwa 0,5 Litern Mehrverbrauch auf 100 Kilometern. Auf einer 2000-km-Reise summiert sich das schnell zu 10 Litern zusätzlichem Diesel und rund 26 kg CO2. Der Schlüssel liegt darin, überflüssigen Ballast rigoros zu identifizieren und zu Hause zu lassen.

Viele Camper neigen dazu, für alle Eventualitäten zu packen. Doch oft sind es gerade die „Sicherheitsreserven“, die den größten Teil des unnötigen Gewichts ausmachen. Eine kritische Bestandsaufnahme vor jeder Reise ist daher unerlässlich. Braucht es wirklich zwei volle 11-kg-Stahlgasflaschen für einen Sommerurlaub in Deutschland, oder reicht eine leichtere Aluminiumflasche und die Möglichkeit, vor Ort zu tauschen? Muss das schwere Reserverad mit, oder ist ein leichtes Reifenreparaturkit für die meisten Pannen nicht die smartere Lösung?

Makroaufnahme von leichten Camping-Ausrüstungsgegenständen auf Holztisch

Die größten Gewichtsfresser sind oft unscheinbar, summieren sich aber erheblich. Hier sind einige der häufigsten unnötigen Lasten, die in deutschen Campern mitreisen:

  • Zwei volle Stahlgasflaschen: Eine Aluflasche statt zwei Stahlflaschen kann bis zu 24 kg einsparen.
  • Reserverad: Das Weglassen und der Ersatz durch ein Reparaturkit spart etwa 30 kg.
  • Feste Anhängerkupplung: Ein abnehmbares Modell bietet Flexibilität und spart 20-28 kg, wenn es nicht gebraucht wird.
  • Bleibatterie: Der Wechsel zu einer modernen Lithium-Batterie kann bis zu 30 kg Gewichtsersparnis bringen.
  • Volle Wassertanks: Füllen Sie den Tank nur zur Hälfte und nutzen Sie Wasserquellen am Zielort. Jeder Liter weniger bedeutet 1 kg weniger Gewicht.
  • Vorräte: Kaufen Sie schwere Lebensmittel und Getränke vor Ort, anstatt sie über hunderte Kilometer zu transportieren.

Warum Tempo 100 statt 120 Ihren Fußabdruck massiv verkleinert

Der größte einzelne Hebel, den Sie als Fahrer in der Hand haben, ist Ihr rechter Fuß. Die Geschwindigkeit hat einen überproportionalen Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch und damit auf die CO2-Emissionen Ihres Wohnmobils. Der Grund dafür liegt in der Physik: Der Luftwiderstand wächst nicht linear, sondern im Quadrat zur Geschwindigkeit. Eine Verdopplung des Tempos bedeutet also einen vierfachen Luftwiderstand, den der Motor überwinden muss. Gerade bei den großen Stirnflächen von Alkoven- oder teilintegrierten Wohnmobilen ist dieser Effekt enorm.

Konkrete Zahlen verdeutlichen die gewaltige Hebelwirkung. Ein von der Fachzeitschrift promobil durchgeführter Verbrauchstest mit einem gängigen Fiat Ducato zeigt, dass eine Erhöhung der Geschwindigkeit von 105 km/h auf 120 km/h zu einem Mehrverbrauch von unglaublichen 38 % führt. Das sind 4,6 Liter Diesel pro 100 km mehr. Auf einer 2000 km langen Reise bedeutet das fast 100 Liter zusätzlichen Diesel und eine massive, aber vermeidbare Umweltbelastung.

Die Entscheidung für eine moderate Reisegeschwindigkeit von konstant 100 km/h auf der Autobahn anstelle von 120 km/h ist daher keine Frage von Minuten, sondern eine fundamentale Entscheidung für den Klimaschutz. Der Zeitverlust ist marginal – auf einer Strecke von 200 km sind es gerade einmal 20 Minuten –, die Ersparnis an CO2 ist jedoch gewaltig. Die folgende Tabelle veranschaulicht den direkten Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und CO2-Ausstoß für eine 2000 km lange Reise:

CO2-Emissionen nach Geschwindigkeit für 2000 km Reise
Geschwindigkeit Verbrauch/100km CO2 für 2000km Ersparnis
100 km/h 9,3 L 483 kg Basis
105 km/h 11,9 L 618 kg -135 kg
120 km/h 16,5 L 857 kg -374 kg

Die Zahlen sprechen für sich: Allein durch die Reduzierung von 120 auf 100 km/h sparen Sie 374 kg CO2. Das ist eine Einsparung, die durch Kompensationszahlungen nur schwer aufzuwiegen ist. Vorausschauendes Fahren, das Vermeiden von starkem Beschleunigen und abruptem Bremsen sowie die Nutzung des Tempomats verstärken diesen positiven Effekt zusätzlich. Entschleunigtes Reisen ist nicht nur entspannter und sicherer, sondern auch die wirksamste einzelne Maßnahme zur Reduzierung Ihres ökologischen Fußabdrucks.

Warum das billige Zelt, das nach einem Jahr kaputt ist, die Umwelt belastet

Nachhaltigkeit beim Campen endet nicht beim Dieselverbrauch. Ein oft übersehener Aspekt ist der „ökologische Rucksack“ unserer Ausrüstung. Jedes Produkt, von der Campinglaterne bis zum Zelt, hat eine eigene CO2-Bilanz, die durch Produktion, Transport und Entsorgung entsteht. Hier zeigt sich eine klare Wahrheit: Billig gekauft ist oft doppelt umweltschädlich. Ein Zelt vom Discounter für 20 Euro, dessen Reißverschluss nach dem zweiten Urlaub klemmt oder dessen Gestänge beim ersten Windstoß bricht, landet schnell auf dem Müll. Sein Nachfolger muss neu produziert und transportiert werden – der Kreislauf beginnt von vorn.

Im Gegensatz dazu steht der Kauf von langlebiger Qualitätsware. Ein hochwertiges Zelt mag in der Anschaffung das Fünffache kosten, hält aber bei guter Pflege oft ein Jahrzehnt oder länger. Eine Studie des ifeu-Instituts belegt diesen Zusammenhang eindrücklich: Ein hochwertiges Zelt mit einer Lebensdauer von 10 Jahren verursacht über seinen gesamten Lebenszyklus bis zu 80 % weniger CO2-Emissionen als fünf Billigzelte, die jeweils nur zwei Jahre halten. Bewusster Konsum bedeutet also, in Langlebigkeit statt in Wegwerfprodukte zu investieren.

Fallbeispiel: Vaude und der lebenslange Reparaturservice

Die deutsche Marke Vaude ist ein Paradebeispiel für gelebte Nachhaltigkeit. Anstatt Kunden zum Neukauf zu animieren, bietet das Unternehmen einen lebenslangen Reparaturservice für seine Produkte an. Eine kaputte Schnalle oder ein Riss im Stoff bedeuten nicht das Ende des Produkts, sondern werden fachmännisch instand gesetzt. Dieser Ansatz verlängert die Lebensdauer der Ausrüstung dramatisch und reduziert den ökologischen Fußabdruck laut Unternehmensangaben um den Faktor drei im Vergleich zu einem Produkt ohne Reparaturoption.

Doch es muss nicht immer der Neukauf sein, selbst bei Qualitätsmarken. Es gibt zahlreiche intelligente Alternativen, um den Ressourcenverbrauch zu minimieren:

  • Mieten statt kaufen: Für selten genutzte Ausrüstung wie Dachboxen oder spezielle Kocher bieten Anbieter wie Globetrotter oder lokale Outdoor-Geschäfte einen Mietservice an.
  • Gebraucht kaufen: Plattformen wie eBay Kleinanzeigen sind eine Goldgrube für gut erhaltene Qualitätsausrüstung von Marken wie Deuter, Ortlieb oder eben Vaude.
  • Reparieren lassen: In vielen deutschen Städten gibt es Reparatur-Cafés, in denen defekte Gegenstände gemeinschaftlich und mit fachkundiger Hilfe wieder instand gesetzt werden.
  • Teilen: Nutzen Sie die Sharing Economy und leihen Sie sich Ausrüstung von Freunden oder anderen Campern aus der Community.

Wie Sie mit 10 Litern Wasser am Tag auskommen, ohne zu stinken

Wasser ist auf einer Wohnmobilreise eine kostbare Ressource. Jeder Liter im Tank bedeutet nicht nur ein Kilogramm zusätzliches Gewicht, das den Dieselverbrauch erhöht, sondern erfordert auch Energie, um von der Pumpe gefördert zu werden. Ein bewusster und sparsamer Umgang mit Wasser ist daher ein doppelter Gewinn für die Umwelt und die eigene Autarkie. Das Ziel, mit 10 Litern Wasser pro Person und Tag auszukommen, klingt ambitioniert, ist aber mit den richtigen Techniken und einer kleinen Umstellung der Gewohnheiten absolut realistisch, ohne auf Hygiene verzichten zu müssen.

Der größte Wasserverbraucher ist in der Regel die tägliche Dusche. Ein herkömmlicher Duschkopf verbraucht schnell 8-10 Liter pro Minute. Ein einfacher, aber extrem effektiver Schritt ist die Installation eines Wasserspar-Duschkopfs, der den Verbrauch bei gleichem Komfort um bis zu 50 % reduziert. Eine weitere Technik ist das „Marineduschen“: Wasser an, nass machen, Wasser aus, einseifen, Wasser an, kurz abspülen. Dies allein kann den Duschwasserverbrauch auf 2-3 Liter senken.

Minimalistische Campingdusche in natürlicher Umgebung mit Wasserspar-Equipment

Doch es geht noch weiter. Die Wiederentdeckung der in Deutschland fast vergessenen „Katzenwäsche“ mit dem Waschlappen ist eine exzellente Alternative zur täglichen Dusche. Sie ist hygienisch absolut ausreichend und verbraucht nur einen Bruchteil des Wassers. Ergänzt durch moderne Produkte, lässt sich der Wasserbedarf weiter minimieren:

  • Trockenseifen und feste Shampoos: pH-neutrale Trockenseifen, erhältlich z. B. bei dm, benötigen beim Einseifen kein fließendes Wasser.
  • Biologisch abbaubare Produkte: Wenn Sie draußen spülen oder sich waschen, verwenden Sie ausschließlich Produkte von Marken wie Frosch oder Ecover, die die Umwelt nicht belasten.
  • Wasserfilter nutzen: Ein hochwertiger Wasserfilter (z. B. von Katadyn) erlaubt es Ihnen, Wasser aus sicheren lokalen Quellen (geprüfte Brunnen, klare Bäche im Gebirge) zu entnehmen und zu Trinkwasser aufzubereiten. Das spart das Mitschleppen großer Vorräte.
  • Grauwasser korrekt entsorgen: Das gesammelte Abwasser (Grauwasser) darf niemals in der Natur abgelassen werden. Fahren Sie ausschließlich ausgewiesene Entsorgungsstationen an.

Wie Sie durch den richtigen Reifendruck 1 Liter Diesel auf 100 km sparen

Es ist eine der einfachsten, günstigsten und zugleich wirkungsvollsten Maßnahmen zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs, und doch wird sie sträflich vernachlässigt: die regelmäßige Kontrolle des Reifendrucks. Ein zu niedriger Reifendruck erhöht den Rollwiderstand des Fahrzeugs erheblich. Der Reifen verformt sich stärker, die Kontaktfläche zur Straße wird größer und der Motor muss permanent gegen diesen zusätzlichen Widerstand ankämpfen. Das kostet Energie und damit wertvollen Kraftstoff. Laut ADAC-Experten kann ein um nur 0,5 bar zu niedriger Druck bereits zu einem Mehrverbrauch von bis zu 10 % führen.

Bei einem Durchschnittsverbrauch von 10 Litern pro 100 km bedeutet das einen ganzen Liter Diesel extra – auf einer 2000 km langen Reise sind das 20 Liter Diesel und über 50 kg CO2, die sich mühelos vermeiden ließen. Der korrekte Reifendruck ist also kein Detail für Pedanten, sondern ein entscheidender Hebel für die Effizienz Ihrer Fahrt. Wichtig ist dabei, den Druck immer am kalten Reifen und im voll beladenen Zustand zu messen, also unmittelbar vor der Abreise an einer Tankstelle. Die vom Hersteller empfohlenen Werte finden Sie meist im Türrahmen der Fahrertür oder im Tankdeckel. Für viele gängige 3,5-Tonnen-Wohnmobile gilt als Richtwert ein Druck von mindestens 5,5 bar.

Um sicherzustellen, dass Sie diesen wichtigen Punkt nicht vergessen, hilft eine feste Routine. Die folgende Checkliste fasst die wichtigsten Schritte zusammen, um den Reifendruck optimal einzustellen und zu halten.

Ihre Checkliste für den optimalen Reifendruck

  1. Herstellerangaben finden: Suchen Sie die Reifendruckangaben für Ihr spezifisches Fahrzeugmodell im Türrahmen, Tankdeckel oder in der Bedienungsanleitung.
  2. Nach Beladung prüfen: Kontrollieren Sie den Druck erst, wenn das Wohnmobil vollständig für die Reise beladen ist, idealerweise an einer Tankstelle kurz nach der Abfahrt.
  3. Referenzwerte nutzen: Nutzen Sie bei Unsicherheit die detaillierten Reifendruck-Tabellen des ADAC als verlässliche Referenz.
  4. Richtwert anwenden: Für ein voll beladenes 3,5-Tonnen-Wohnmobil sind oft 5,5 bar der Mindestwert; viele Experten empfehlen sogar bis zu 5,8 bar für optimale Stabilität und geringen Rollwiderstand.
  5. Regelmäßig kontrollieren: Machen Sie die Druckkontrolle zur monatlichen Routine und prüfen Sie den Druck zwingend vor jeder längeren Fahrt.

Die wenigen Minuten, die Sie in die Reifendruckkontrolle investieren, zahlen sich auf jeder Reise in barer Münze und in eingespartem CO2 aus. Es ist die Definition eines „Quick Wins“ für umweltbewusstes Campen.

Lohnt sich ein Solarpanel auf dem Dach, um autark und grün zu stehen?

Der Wunsch nach Autarkie ist tief in der DNA des Campings verwurzelt. Frei stehen, umgeben von Natur, ohne auf den Komfort von Licht oder einem kühlen Kühlschrank verzichten zu müssen – eine Solaranlage auf dem Dach scheint hier die perfekte, grüne Lösung zu sein. Doch lohnt sich die Investition wirklich, sowohl finanziell als auch ökologisch? Die Antwort ist ein klares Ja, wenn man die Alternative betrachtet: der ständige Anschluss an den Landstrom auf Campingplätzen. Dieser Strom stammt oft aus einem nicht rein regenerativen Mix und verursacht Kosten.

Eine Solaranlage macht Sie unabhängig vom Stromnetz und produziert saubere Energie. Die Amortisationsrechnung ist überraschend positiv. Ein typisches 100-Watt-Peak (Wp) Solar-Set kostet inklusive Einbau etwa 400-600 Euro. Die Kosten für Landstrom auf deutschen Campingplätzen liegen hingegen bei 4 bis 7 Euro pro Tag. Wer im Jahr nur 30 Tage auf Landstrom angewiesen ist, zahlt bereits eine beachtliche Summe, die die Solaranlage schnell rentabel macht.

Die folgende Gegenüberstellung zeigt, wie schnell sich eine Solaranlage amortisieren kann und welchen Beitrag sie zum Klimaschutz leistet:

Amortisationsrechnung Solaranlage Deutschland
Parameter 100Wp Solar-Set Landstrom 30 Tage
Initialkosten 400€ + Einbau 0€
Tageskosten 0€ 4-7€
Jahreskosten 0€ 120-210€ (bei 30 Tagen)
Amortisation Nach ca. 2-4 Jahren
CO2-Ersparnis/Jahr ca. 150 kg 0 kg

Für Besitzer moderner Wohnmobile mit Euro-6-Norm gibt es einen weiteren, wichtigen technischen Aspekt: den Ladebooster. Bei diesen Fahrzeugen lädt die Lichtmaschine die Aufbaubatterie während der Fahrt oft nicht mehr vollständig auf, um Kraftstoff zu sparen. Ein Ladebooster (z. B. von Votronic oder Schaudt) umgeht dieses Problem und sorgt dafür, dass die Batterie während der Fahrt effizient geladen wird. Eine Investition von 200-400 Euro, die in Kombination mit einer Solaranlage für maximale Autarkie sorgt. So wird die Sonnenenergie optimal ergänzt und der Motor muss nicht extra laufen gelassen werden, um die Batterien zu laden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Vermeiden vor Kompensieren: Die effektivste CO2-Einsparung ist die, die gar nicht erst entsteht. Reduktionsmaßnahmen sind immer wirkungsvoller als nachträgliche Zahlungen.
  • Die großen Drei Hebel: Die größten und einfachsten Einsparungen erzielen Sie durch eine moderate Geschwindigkeit (100 statt 120 km/h), konsequente Gewichtsreduktion und den korrekten Reifendruck.
  • Bewusster Konsum zählt: Langlebige, reparierbare Ausrüstung und ein sparsamer Umgang mit Ressourcen wie Wasser reduzieren den ökologischen Rucksack Ihrer Reise erheblich.

Wie erreichen Sie abgelegene Naturcampingplätze nur mit Bus und Bahn?

Die bisherigen Tipps zielten darauf ab, die Fahrt mit dem eigenen Wohnmobil so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Doch die konsequenteste Form der CO2-Reduktion ist, das eigene Fahrzeug für bestimmte Reisen komplett stehen zu lassen. Die Vorstellung, ohne Auto zu einem abgelegenen Naturcampingplatz zu gelangen, mag zunächst abschreckend wirken. Doch dank moderner Mobilitätskonzepte und einer guten Planung ist dies in Deutschland einfacher und komfortabler als je zuvor. Das Deutschland-Ticket für 49 Euro ist hierbei ein wahrer Game-Changer, da es die Nutzung aller Regionalzüge und Busse im ganzen Land ermöglicht.

Ein perfektes Beispiel ist die Anreise zum Campingplatz Ostrauer Mühle im Nationalpark Sächsische Schweiz, einem Paradies für Wanderer und Kletterer. Die Anreise aus einer Metropole wie Dresden ist ein Kinderspiel.

Fallbeispiel: ÖPNV-Anreise in die Sächsische Schweiz

Mit dem Deutschland-Ticket nehmen Sie am Hauptbahnhof Dresden die S-Bahn S1 bis nach Bad Schandau (Fahrtzeit: 45 Minuten). Dort steigen Sie direkt in den Bus der Linie 241 um, der Sie in weiteren 15 Minuten fast bis vor das Tor des Campingplatzes bringt. Die „letzte Meile“ vom Bus zur Rezeption lässt sich bequem zu Fuß, mit einem mitgebrachten Falt-Fahrrad oder oft auch mit einem Shuttle-Service des Campingplatzes überbrücken. Die Gesamtreisezeit ab Dresden beträgt weniger als anderthalb Stunden – oft schneller und stressfreier als mit dem Auto im Stau.

Dieses Modell lässt sich auf unzählige Regionen in Deutschland übertragen. Der Schlüssel liegt in der Kombination verschiedener Mobilitätsbausteine:

  • Camper vor Ort mieten: Fahren Sie mit dem ICE zu einem Bahnhof in Ihrer Zielregion und mieten Sie dort ein Wohnmobil bei Anbietern wie Roadsurfer oder PaulCamper, die oft Stationen in Bahnhofsnähe haben.
  • Ecocamping-Label: Wählen Sie Plätze, die mit dem Ecocamping-Siegel ausgezeichnet sind. Dieses garantiert unter anderem eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.
  • Feste Mietunterkünfte: Viele Campingplätze bieten mittlerweile komfortable Pods, Schlaffässer oder Mietzelte an. So reisen Sie nur mit leichtem Gepäck.
  • Gepäcktransport-Services: Für schweres Equipment wie Kletterausrüstung bieten die Deutsche Bahn und andere Dienstleister Gepäcktransport-Services von Tür zu Tür an.

Dieser Ansatz erfordert ein Umdenken, eröffnet aber eine völlig neue, entschleunigte und extrem klimafreundliche Art des Reisens. Die Frage ist nicht mehr nur, wie man fährt, sondern ob man überhaupt selbst fahren muss, um Natur zu erleben.

Beginnen Sie Ihre nächste Reiseplanung nicht mit der Frage nach der Route, sondern mit der Frage nach dem wirkungsvollsten Hebel. Wählen Sie eine der hier vorgestellten Maßnahmen aus und setzen Sie sie konsequent um. Jeder eingesparte Liter Diesel ist ein direkter Gewinn für Ihren Geldbeutel und vor allem für das Klima.

Geschrieben von Julia Bergmann, Staatlich anerkannte Erzieherin und zertifizierte Sicherheitsbeauftragte für Spielplatzanlagen mit 15 Jahren Erfahrung in der Familienfreizeit-Branche. Sie berät Campingplätze zur kindgerechten Gestaltung und Familien zur Urlaubssicherheit.