Veröffentlicht am März 11, 2024

Die Freiheit auf dem Wasser endet dort, wo Unwissenheit zu Gefahr und teuren Strafen führt. Viele Paddler unterschätzen die spezifischen deutschen Vorschriften und physikalischen Risiken massiv.

  • Rechtliche Grauzonen und lokale Verordnungen (z.B. am Bodensee) können auch ohne generelle Tragepflicht einer Weste bei einem Unfall zu Leistungskürzungen Ihrer Versicherung führen.
  • Die unsachgemäße Sicherung des Boards auf dem Autodach ist kein Kavaliersdelikt, sondern wird nach StVO mit Bußgeldern und Punkten geahndet.

Empfehlung: Verstehen Sie die Regeln nicht nur als Einschränkung, sondern als Werkzeug zur Risikominimierung. Prüfen Sie vor jeder Tour gezielt die lokalen Befahrungsregeln und Wetterwarnungen, um rechtlich und physisch abgesichert zu sein.

Die Sonne scheint, das Wasser glitzert, und das Stand-Up-Paddle-Board (SUP) oder Kajak liegt bereit. Für viele Wassersportler in Deutschland ist dies der Inbegriff von Freiheit. Doch hinter der idyllischen Kulisse verbirgt sich ein komplexes Netz aus bundesweiten Vorschriften, lokalen Verordnungen und physikalischen Gefahren, das oft unterschätzt wird. Die weit verbreitete Annahme „Wo Wasser ist, darf ich auch paddeln“ ist nicht nur falsch, sondern kann auch gefährlich und teuer werden. Viele kennen zwar die allgemeinen Ratschläge wie „auf das Wetter achten“ oder „Naturschutzgebiete meiden“, doch die entscheidenden Fragen bleiben meist unbeantwortet: Was genau bedeutet „zu starker Wind“ in der Praxis? Welche rechtlichen Konsequenzen hat der Verzicht auf eine Schwimmweste wirklich? Und wie erkenne ich eine Gefahr wie Blaualgen, bevor es zu spät ist?

Dieser Leitfaden bricht mit den oberflächlichen Tipps. Aus der Perspektive eines Gewässerschutzbeauftragten beleuchten wir die Fakten, die oft im Kleingedruckten der Verordnungen oder in den physikalischen Eigenschaften Ihres Materials verborgen liegen. Es geht nicht darum, den Spaß am Sport zu nehmen, sondern darum, Ihnen die Expertise zu vermitteln, Risiken fundiert einzuschätzen und sich rechtssicher auf deutschen Gewässern zu bewegen. Denn wahre Souveränität auf dem Wasser bedeutet nicht, die Regeln zu ignorieren, sondern sie so gut zu kennen, dass man sie zum eigenen Schutz anwenden kann. Wir werden die häufigsten Fehler analysieren, von der falschen Ladungssicherung auf dem Autodach bis hin zur Fehleinschätzung der Wetterlage an Nord- und Ostsee.

In den folgenden Abschnitten finden Sie praxisnahe Antworten und Anleitungen, die Ihnen helfen, Bußgelder zu vermeiden, Ihre Ausrüstung zu schützen und vor allem – sicher wieder an Land zu kommen. Tauchen Sie mit uns in die Details ein, die den Unterschied zwischen einem unbeschwerten Tag und einem vermeidbaren Notfall ausmachen.

Muss ich auf dem Stand-Up-Paddle-Board eine Weste tragen?

Die Frage nach der Schwimmwestenpflicht ist eine der häufigsten und wird oft zu simpel mit „Nein“ beantwortet. Rechtlich gesehen ist das für die meisten deutschen Binnengewässer korrekt: Eine generelle Tragepflicht besteht nicht. Diese vereinfachte Antwort birgt jedoch erhebliche finanzielle und sicherheitsrelevante Risiken. Die Gesetzgebung unterscheidet klar zwischen verschiedenen Gewässertypen, und Unwissenheit kann im Ernstfall als grobe Fahrlässigkeit gewertet werden.

Auf großen Bundeswasserstraßen wie Rhein oder Donau gilt eine Mitführpflicht für Rettungsmittel. Das bedeutet, Sie müssen eine anerkannte Schwimmhilfe pro Person an Bord haben. Auf bestimmten Gewässern wie dem Bodensee wird die Regel noch strenger: Laut Bodensee-Schifffahrtsordnung besteht eine Tragepflicht ab 300 Metern Entfernung vom Ufer. Wer hier ohne Weste angetroffen wird, riskiert ein Bußgeld. Es ist daher unerlässlich, sich vor dem Befahren eines neuen Gewässers über die lokalen Vorschriften zu informieren.

Der entscheidende Punkt, den viele Paddler übersehen, ist die versicherungsrechtliche Dimension. Selbst wenn keine gesetzliche Pflicht besteht, kann der Verzicht auf eine Schwimmweste im Falle eines Unfalls gravierende Folgen haben.

Versicherungsfall nach SUP-Unfall ohne Schwimmweste

Ein SUP-Paddler kenterte 2023 auf der Müritz bei Windstärke 4 ohne Schwimmweste. Obwohl er gerettet wurde, stufte seine Unfallversicherung den Verzicht auf eine Rettungsweste als grobe Fahrlässigkeit ein und kürzte die Leistungen um 50%. Dies zeigt: Auch wenn keine gesetzliche Tragepflicht besteht, kann das Fehlen einer Weste erhebliche finanzielle Folgen haben.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Nichttragen einer Weste mag legal sein, ist aber oft unklug. Es gefährdet nicht nur Ihre Sicherheit, sondern auch Ihren Versicherungsschutz. Die geringe Investition und der minimale Aufwand, eine Weste zu tragen, stehen in keinem Verhältnis zu den potenziellen Konsequenzen.

Wie Sie ein 3-Meter-Kajak auf dem Hochdachkombi sicher befestigen

Die Verantwortung für die Sicherheit beginnt nicht erst am Wasser, sondern bereits auf dem Parkplatz. Die Sicherung eines Kajaks oder SUP-Boards auf dem Autodach wird oft vernachlässigt, stellt aber einen kritischen Punkt dar, der im deutschen Verkehrsrecht klar geregelt ist. Eine unsachgemäße Befestigung gefährdet nicht nur andere Verkehrsteilnehmer, sondern kann auch empfindliche Bußgelder nach § 22 der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) nach sich ziehen.

Der häufigste Fehler ist die Verwendung ungeeigneter oder altersschwacher Spanngurte. Standard-Gepäckspanner mit Gummizügen sind absolut unzureichend. Es müssen reißfeste Spanngurte mit Klemmschloss oder Ratsche verwendet werden. Das Kajak sollte mit mindestens zwei Gurten fest mit dem Dachträger verbunden werden. Dabei ist es entscheidend, die Gurte nicht nur über den Rumpf zu legen, sondern sie durch die Trägerholme zu führen, um ein Verrutschen zu verhindern. Zusätzlich ist eine Sicherung der Spitze und des Hecks mit separaten Leinen zur Stoßstange oder Abschleppöse des Fahrzeugs dringend zu empfehlen. Dies verhindert, dass das Boot bei einer Bremsung oder starkem Wind nach vorne oder hinten kippt.

Nahaufnahme professioneller Kajak-Befestigung auf Autodach mit TÜV-geprüften Trägern

Achten Sie zudem auf den Überstand: Ragt das Kajak mehr als einen Meter über die Rückstrahler des Fahrzeugs hinaus, muss es mit einer roten Fahne (30×30 cm) oder einem roten Zylinder gekennzeichnet werden. Bei Dunkelheit ist sogar eine rote Leuchte erforderlich. Die finanziellen Konsequenzen einer Missachtung sind nicht zu unterschätzen, wie aus dem offiziellen Bußgeldkatalog hervorgeht.

Die folgende Tabelle aus dem Bußgeldkatalog verdeutlicht die drohenden Strafen bei Verstößen gegen die Ladungssicherung.

Bußgelder bei unsachgemäßer Ladungssicherung nach § 22 StVO
Verstoß Bußgeld Punkte in Flensburg
Ladung nicht verkehrssicher verstaut 35-60 € 0
Überstand über 1m nicht gekennzeichnet 25 € 0
Ladung verloren mit Gefährdung 60-75 € 1
Ladung verloren mit Sachbeschädigung 75 € 1

Warum Ihr iSUP in der prallen Sonne platzen kann und wie Sie das verhindern

Aufblasbare Stand-Up-Paddle-Boards (iSUPs) sind praktisch, aber ihre Materialeigenschaften machen sie anfällig für eine oft unterschätzte Gefahr: Hitze. Ein iSUP, das am Ufer in der prallen Mittagssonne liegt, wird zu einer Zeitbombe. Der Grund dafür ist einfache Physik: Die Luft im Inneren dehnt sich bei Erwärmung aus und erhöht den Druck auf die Nähte – oft über die Belastungsgrenze hinaus.

Die meisten Hersteller empfehlen einen Betriebsdruck von etwa 15 PSI (ca. 1 Bar). Dieser Wert ist für die Nutzung im Wasser ausgelegt, wo die Temperatur relativ konstant bleibt. An Land jedoch kann die Oberfläche eines dunklen Boards in der Sonne Temperaturen von über 60°C erreichen. Physikalische Messungen zeigen, dass ein auf 15 PSI aufgepumptes Board in der Mittagssonne über 22 PSI erreichen kann. Das ist eine Druckerhöhung von fast 50%, die nur die hochwertigsten und neuesten Boards ohne Schaden überstehen. Ältere oder günstigere Modelle kapitulieren hier oft mit einem lauten Knall, bei dem die verklebten Nähte aufreißen.

Die Folgen sind nicht nur ein kaputtes Board, sondern auch eine potenziell gefährliche Situation, wenn dies kurz vor dem zu Wasser lassen passiert. Ein Erfahrungsbericht verdeutlicht die Gefahr:

Ein Kesser SUP-Board Besitzer berichtet: ‚Am Gardasee in praller Sonne auf 1 Bar aufgeblasen. Nach etwa 1 Minute ein großer Knall und die Naht war geplatzt. Dieses Jahr habe ich es kleben können und pumpe es nur noch auf 10 PSI auf.‘

– Erfahrungsbericht eines SUP-Board Besitzers, sup.center

Glücklicherweise lässt sich dieses Risiko mit einfachen Maßnahmen effektiv minimieren. Der Schutz Ihres Boards vor Materialermüdung durch Hitze ist eine Frage der Gewohnheit. Befolgen Sie diese einfachen, aber entscheidenden Schutzmaßnahmen, um die Lebensdauer Ihres iSUPs signifikant zu verlängern und plötzliche Schäden zu vermeiden:

  • Präventiv aufpumpen: Im Sommer das Board an Land nur auf 12-13 PSI statt der maximal erlaubten 15 PSI aufpumpen. Der Druck wird sich im kühleren Wasser ohnehin leicht reduzieren und an Land bleibt ein Sicherheitspuffer.
  • Schatten suchen: Das Board niemals in der prallen Sonne lagern. Suchen Sie immer einen Schattenplatz oder decken Sie es mit einer hellen, reflektierenden Plane oder einem Handtuch ab.
  • Wasserkühlung nutzen: Wenn kein Schatten verfügbar ist, befestigen Sie das Board so am Ufer, dass ein Teil davon im Wasser liegt. Das Wasser kühlt das Material von unten und verhindert eine extreme Überhitzung.

Wie Sie erkennen, wann der Wind zu stark ist, um sicher zurückzupaddeln

„Auf den Wind achten“ ist der wohl häufigste, aber auch vageeste Rat für Paddler. Ohne eine konkrete Methode zur Einschätzung ist er nutzlos. Besonders tückisch ist ablandiger Wind, der Sie unbemerkt aufs offene Wasser treibt und die Rückkehr zum Ufer zu einem erschöpfenden oder unmöglichen Kampf macht. Die eigene Kraft wird dabei systematisch überschätzt, während die Kraft des Windes unterschätzt wird. Schaumkronen auf dem Wasser sind bereits ein deutliches Warnsignal, doch oft merkt man erst zu spät, dass man den „Point of no Return“ überschritten hat.

Erfahrene Instruktoren und die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) empfehlen daher eine einfache, aber effektive Methode, um die Bedingungen zu Beginn einer Tour zu testen. Dieser Test hilft Ihnen, eine objektive Entscheidung zu treffen, anstatt sich auf ein unzuverlässiges Bauchgefühl zu verlassen.

SUP-Paddler kämpft gegen starken Wind auf deutschem See mit Schaumkronen

Der ‚Point of no Return‘ Test für SUP-Paddler

Diese praxiserprobte Methode, die sich besonders an deutschen Küsten und großen Seen wie dem Chiemsee bewährt hat, ist einfach umzusetzen. Paddeln Sie zu Beginn Ihrer Tour exakt 10 Minuten direkt gegen den Wind vom Ufer weg. Drehen Sie dann um und messen Sie die Zeit, die Sie für den Rückweg mit dem Wind im Rücken benötigen. Benötigen Sie für den Rückweg mehr als 5 Minuten, ist der Wind bereits zu stark für eine sichere, längere Tour. In diesem Fall sollten Sie in Ufernähe bleiben oder die Tour abbrechen. Dieser Test kalibriert Ihre persönliche Leistungsfähigkeit gegen die aktuelle Windstärke und verhindert, dass Sie in eine Situation geraten, aus der Sie nicht mehr aus eigener Kraft zurückkehren können.

Diese Regel ist kein Dogma, aber ein exzellenter Indikator. Faktoren wie die eigene Fitness, die Form des Boards und die Ermüdung über die Zeit spielen ebenfalls eine Rolle. Dennoch bietet dieser Test eine verlässliche Grundlage, um die Entscheidung „rausfahren oder nicht“ auf Fakten statt auf Hoffnung zu stützen.

Warum Sie Ihr Kajak nach dem Meerurlaub sofort entsalzen müssen

Ein Ausflug an die Nord- oder Ostsee ist für viele Paddler ein Highlight. Doch was für die Seele Erholung ist, bedeutet für die Ausrüstung puren Stress. Salzwasser ist extrem aggressiv und führt zu schneller Materialermüdung, wenn es nicht umgehend und gründlich entfernt wird. Viele behandeln ihr Board oder Kajak nach dem Süßwasserpaddeln nur nachlässig, aber nach dem Kontakt mit Salzwasser ist eine sorgfältige Reinigungsprozedur unerlässlich für die Langlebigkeit des Materials.

Das Problem sind die Salzkristalle, die nach dem Trocknen des Wassers zurückbleiben. Diese wirken auf Oberflächen, Beschlägen, Schrauben und Reißverschlüssen wie feines Schleifpapier. Jede Bewegung, jede Vibration führt zu abrasivem Verschleiß, der das Material schwächt und Korrosion massiv beschleunigt. Besonders betroffen sind bewegliche Teile wie Steueranlagen, Finnenkästen und Verschlüsse von Lukendeckeln.

Die Deutsche Kanu-Vereinigung fasst die Gefahr prägnant zusammen, eine Warnung, die jeder Paddler ernst nehmen sollte:

Getrocknete Salzkristalle wirken an Beschlägen und Steueranlagen wie Schleifpapier und führen zu vorzeitigem Verschleiß.

– Deutsche Kanu-Vereinigung, Pflegehinweise für Kajaks und SUPs

Um teure Reparaturen oder einen vorzeitigen Neukauf zu vermeiden, sollten Sie eine strikte Reinigungsprozedur zur Gewohnheit machen. Diese drei Schritte sind das Minimum, um Ihr Material effektiv zu schützen:

  • Schritt 1: Sofortiges Abspülen mit Süßwasser. Spülen Sie das gesamte Board oder Kajak, inklusive aller Zubehörteile wie Paddel und Weste, noch am Strand oder auf dem Campingplatz gründlich mit Süßwasser ab. Konzentrieren Sie sich besonders auf Metallteile, Schrauben und Reißverschlüsse.
  • Schritt 2: Gründliche Reinigung. Zu Hause angekommen, folgt eine zweite, intensivere Reinigung mit einem speziellen Bootsreiniger (in Deutschland z.B. bei Decathlon oder Globetrotter erhältlich) und einem weichen Schwamm, um auch die letzten Salzrückstände zu entfernen.
  • Schritt 3: Pflege und Konservierung. Tragen Sie nach dem vollständigen Trocknen ein UV-Schutz-Pflegemittel auf. Dies schützt das Material nicht nur vor der Sonne, sondern versiegelt auch die Oberfläche und macht sie widerstandsfähiger für den nächsten Einsatz.

Was bedeutet die rote Flagge an der Ostsee wirklich für Schwimmer?

Die Flaggen an den bewachten Badestränden der DLRG sind keine Empfehlungen, sondern verbindliche Anweisungen. Insbesondere die rote Flagge wird oft fehlinterpretiert oder in ihrer Bedeutung unterschätzt. Sie bedeutet nicht nur „gefährliches Baden“, sondern ein absolutes Bade- und Wassersportverbot. Dies gilt ausnahmslos für Schwimmer, aber eben auch für SUP-Paddler, Kajakfahrer und Nutzer von Luftmatratzen.

Das Hissen der roten Flagge erfolgt durch die erfahrenen Rettungsschwimmer der DLRG aufgrund konkreter Gefahrenlagen. An der Ostsee sind dies häufig nicht die sichtbaren hohen Wellen, sondern unsichtbare, aber lebensgefährliche Unterströmungen (der sogenannte „Ostsee-Sog“) oder starker ablandiger Wind. Diese Strömungen können selbst geübte Schwimmer und Paddler in kürzester Zeit aufs offene Meer treiben, von wo eine Rückkehr aus eigener Kraft unmöglich ist. Die traurige Bilanz der DLRG bestätigt jedes Jahr aufs Neue die Tödlichkeit dieser Fehleinschätzungen. Laut aktuellen DLRG-Statistiken sind allein bis Ende der Sommerferien 2024 14 Menschen in der Ostsee ertrunken.

Die Missachtung der roten Flagge ist nicht nur lebensgefährlich, sie hat auch rechtliche Konsequenzen. Wer trotz Verbot ins Wasser geht oder auf dem Wasser bleibt, riskiert ein Bußgeld durch das örtliche Ordnungsamt. Viel schwerwiegender sind jedoch die Folgen im Schadensfall: Kommt es zu einem Unfall, der einen Rettungseinsatz erfordert, oder zu Personenschäden, werden Versicherungen (Unfall-, Haftpflicht-) die Leistung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wegen grober Fahrlässigkeit verweigern oder stark kürzen. Sie riskieren also nicht nur Ihr Leben, sondern auch Ihren finanziellen Ruin.

Die Anweisung der DLRG ist daher unmissverständlich: Sehen Sie eine rote Flagge, verlassen Sie das Wasser sofort und begeben Sie sich nicht wieder hinein. Diskutieren Sie nicht mit den Rettungsschwimmern – deren Entscheidung dient einzig und allein Ihrem Schutz.

Warum eine Standard-Sturmabspannung an der Nordsee oft versagt

Während die Gefahren auf dem Wasser offensichtlich sind, lauert an der Küste eine oft unterschätzte Gefahr an Land: der Wind. Insbesondere an der Nordsee können plötzlich auftretende Sturmböen eine enorme Kraft entwickeln. Ein am Strand oder auf dem Campingplatz liegendes, aufgeblasenes iSUP wird dann zu einem unkontrollierbaren Geschoss. Die große, flache Oberfläche wirkt wie ein Segel und selbst eine vermeintlich sichere Abspannung kann jämmerlich versagen.

Das Problem ist die schiere Kraft, die eine Böe auf das leichte Board ausübt. Einfache Heringe im Sand, ein paar Steine oder das Festbinden an einem Campingstuhl sind völlig unzureichend. Das Board reißt sich los, fliegt unkontrolliert durch die Luft und kann erhebliche Schäden an Zelten, Wohnmobilen oder sogar Personen verursachen. Ein Campingplatz-Betreiber von der Nordseeküste berichtet aus leidvoller Erfahrung.

Der Betreiber des Campingplatzes Cuxhaven berichtet: ‚Bei einer typischen Nordsee-Sturmböe wurde ein aufgeblasenes iSUP zum unkontrollierbaren Geschoss. Es flog 50 Meter weit und beschädigte ein Wohnmobil. Seitdem weisen wir alle SUP-Besitzer an, ihre Boards bei Sturmwarnung komplett zu entlüften.‘

– Warnung eines Campingplatz-Betreibers, boardbude.de

Die einzig wirklich sichere Methode, um solche Vorfälle zu verhindern, ist die radikalste: Lassen Sie bei Sturmwarnung die Luft vollständig aus dem Board ab. Ein flaches, zusammengerolltes Board bietet dem Wind keine Angriffsfläche. Wenn das aus Zeitgründen nicht möglich ist, hat die DLRG-Station Cuxhaven eine Notfall-Sicherungsmethode entwickelt, die sich in der Praxis bewährt hat.

SUP-Sicherung bei Nordsee-Sturm: Die Methode der DLRG Cuxhaven

Für Situationen, in denen ein komplettes Entlüften nicht sofort möglich ist, empfiehlt die DLRG Cuxhaven eine robuste Sicherungsmethode, die sich bei Windgeschwindigkeiten bis 100 km/h bewährt hat. Das Board wird dafür komplett entlüftet, flach auf den Boden gelegt und anschließend mit schweren Gegenständen beschwert. Ideal sind Sandsäcke oder große Wasserkanister mit einem Gesamtgewicht von mindestens 20 Kilogramm. Diese werden direkt auf das entlüftete Board gelegt, um jegliches Anheben durch Windböen zu unterbinden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Rechtssicherheit geht vor: Informieren Sie sich immer über lokale Befahrungsverbote und Sonderregeln (z.B. für Naturschutzgebiete oder den Bodensee).
  • Versicherungsschutz im Blick: Der Verzicht auf eine Schwimmweste kann auch ohne gesetzliche Tragepflicht als grobe Fahrlässigkeit gewertet werden und zu Leistungskürzungen führen.
  • Physik schlägt Wunschdenken: Hitze erhöht den Druck im iSUP, ablandiger Wind ist stärker als Ihre Muskelkraft, und Salzwasser zerstört Ihr Material. Handeln Sie präventiv.

Wie Sie Blaualgen im Badesee erkennen, bevor Ihr Hund oder Kind krank wird

Neben den offensichtlichen Gefahren durch Wetter und Strömung lauert in vielen deutschen Badeseen im Sommer eine unsichtbare Bedrohung: Blaualgen (Cyanobakterien). Bei starker Sonneneinstrahlung und hohen Wassertemperaturen können sich diese Bakterien massenhaft vermehren und einen schmierigen, grünlichen Film auf der Wasseroberfläche bilden. Das Problem: Viele Stämme von Blaualgen produzieren Giftstoffe, die für Menschen und insbesondere für Hunde und Kinder gefährlich sind.

Der Kontakt mit diesen Toxinen kann zu Hautreizungen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen. Hunde, die beim Schwimmen Wasser schlucken, sind besonders gefährdet und können schwere Leberschäden erleiden. Das Umweltbundesamt warnt in seinem Ratgeber zur Badegewässerqualität 2024 davor, in Gewässern mit sichtbarer Algenblüte zu baden oder Wassersport zu betreiben. Das Tückische: Oft sind die Konzentrationen noch nicht hoch genug, um das Wasser deutlich zu verfärben, aber bereits ausreichend, um Symptome auszulösen.

Bei Wind und Wellengang können die Giftstoffe der Blaualgen in die Luft gelangen und eingeatmet werden, was zu Atemwegsreizungen führen kann.

– Umweltbundesamt, Ratgeber Badegewässerqualität 2024

Glücklicherweise gibt es einen einfachen Test, den jeder Paddler oder Schwimmer durchführen kann, um Blaualgen von harmlosen Grünalgen zu unterscheiden. Dieser Test hilft Ihnen, eine schnelle und fundierte Entscheidung über die Sicherheit des Gewässers zu treffen.

Ihr Plan zur Blaualgen-Erkennung: Der Stock-Test

  1. Stock eintauchen: Suchen Sie einen geraden Stock oder nutzen Sie Ihr Paddel. Tauchen Sie diesen in einem ufernahen, knietiefen Bereich vorsichtig etwa 50 cm senkrecht ins Wasser.
  2. Langsam herausziehen: Ziehen Sie den Stock langsam und gerade wieder aus dem Wasser, ohne ihn zu schütteln.
  3. Schlieren prüfen: Betrachten Sie den nassen Teil des Stocks genau. Bleiben grüne oder bläuliche Schlieren und Flocken wie eine dünne Farbschicht am Stock hängen, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Blaualgen. Das Wasser sollte in diesem Fall gemieden werden.
  4. Fäden identifizieren: Würden stattdessen längere, faserige grüne Fäden am Stock hängen bleiben, handelt es sich um ungefährliche Fadenalgen. Das Wasser ist aus dieser Sicht unbedenklich.
  5. Sichtprüfung ergänzen: Achten Sie zusätzlich auf eine verminderte Sichttiefe (wenn Sie Ihre Füße im knietiefen Wasser nicht mehr sehen können) und auf ölige Schlieren auf der Oberfläche. Beides sind weitere Indizien für eine Blaualgenblüte.

Die Fähigkeit, natürliche Risiken zu erkennen, ist ein Kernaspekt des sicheren Paddelns. Das Wissen, wie man Blaualgen erkennt, schützt die Gesundheit Ihrer ganzen Familie.

Häufig gestellte Fragen zu SUP-Regeln und Sicherheit in Deutschland

Gilt die rote Flagge auch für SUP-Boards?

Ja, die rote Flagge bedeutet ein absolutes Bade- UND Wassersportverbot. SUP-Paddler müssen das Wasser umgehend verlassen. Eine Missachtung stellt eine Ordnungswidrigkeit dar und gefährdet den Versicherungsschutz.

Was droht bei Missachtung der roten Flagge?

Neben der unmittelbaren Lebensgefahr riskieren Sie Bußgelder durch das örtliche Ordnungsamt. Im Falle eines Unfalls oder eines notwendigen Rettungseinsatzes wird dies als grobe Fahrlässigkeit eingestuft, was in der Regel zur Verweigerung von Versicherungsleistungen führt.

Warum ist die Ostsee besonders gefährlich?

Die Gefahren der Ostsee sind oft unsichtbar. Gefährliche Unterströmungen, bekannt als „Ostsee-Sog“, können selbst erfahrene Schwimmer aufs Meer hinausziehen. Zusätzlich kann starker ablandiger Wind Paddler und Luftmatratzen unbemerkt so weit abtreiben, dass eine Rückkehr aus eigener Kraft unmöglich wird.

Geschrieben von Lars Eder, Diplom-Sportwissenschaftler und lizensierter Outdoor-Trainer (DAV/DSV) mit 12 Jahren Erfahrung im Bergsport und Wassersport. Er testet Sportequipment unter Extrembedingungen und plant Aktivtouren für Camper.