Veröffentlicht am Mai 12, 2024

Zusammenfassend:

  • Hygiene ist kein Vorschlag, sondern eine Mission: Strikte Trennung von Schmutz- und Frischwasser ist das oberste Gebot, um Kontamination zu vermeiden.
  • Timing ist alles: Entsorgen Sie antizyklisch, um dem Abreise-Stau am Sonntagmorgen zu entgehen und den Zorn anderer Camper zu vermeiden.
  • Kennen Sie Ihre Feinde: Illegale Entsorgung ist kein Kavaliersdelikt, Frost kann Ihre Ausrüstung lahmlegen und falsche Handgriffe führen garantiert zur Sauerei.
  • Denken Sie systemisch: Verstehen Sie, wie Entsorgungsautomaten, Mülltrennung und alternative Systeme wie SOG funktionieren, um wirklich autark zu sein.

Mal ehrlich, der Gedanke an die Entleerung der Chemietoilette löst bei den meisten Camping-Neulingen einen Würgereflex aus. Man stellt sich eine Szene vor, die irgendwo zwischen einem schlechten Horrorfilm und einer Slapstick-Komödie angesiedelt ist. Die üblichen Ratschläge in Hochglanzmagazinen klingen dann oft wie eine Wellness-Anleitung: „Tragen Sie Handschuhe“, „Finden Sie eine Entsorgungsstation“. Danke für nichts. Diese Tipps schützen Sie nicht vor dem wahren Grauen: dem berüchtigten Rückschwapper, einer zugefrorenen Station bei Minusgraden oder dem passiv-aggressiven Blick eines Dutzends Camper, weil Sie die Station blockieren.

Die Wahrheit ist: Der Umgang mit der „Kassette“ ist kein Hexenwerk, aber es ist eine präzise, fast militärische Operation. Der Unterschied zwischen einem sauberen, sekundenschnellen Manöver und einer Katastrophe, die Ihren Urlaub ruiniert, liegt nicht in den offensichtlichen Regeln, sondern in den ungeschriebenen Gesetzen des Campingplatzes. Es geht um Kontaminations-Paranoia, strategisches Timing und das Wissen, wie man die Technik zu seinem Verbündeten macht, anstatt gegen sie zu kämpfen.

Dieser Guide ist anders. Wir reden hier nicht über Blümchenduft, sondern über Fakten, Physik und die Psychologie der Warteschlange an der Entsorgungsstation. Vergessen Sie die Angst. Nach der Lektüre dieses Artikels werden Sie die Toilettenkassette nicht lieben, aber Sie werden sie beherrschen. Sie werden wissen, warum der fremde Wasserschlauch Ihr schlimmster Feind sein kann, wie Sie bei Frost nicht kapitulieren und wie Sie Ihren Müll organisieren, ohne dass Ihr Wohnmobil zur Deponie wird. Wir machen aus Ihnen keinen Sanitär-Fan, aber einen souveränen Profi.

Dieser Artikel führt Sie durch die entscheidenden Schlachtfelder der Ver- und Entsorgung. Vom legalen Umgang mit Grauwasser über die richtige Hygiene bis hin zur strategischen Planung Ihrer Entsorgungsfahrten – hier finden Sie das ungeschminkte Wissen erfahrener Camper.

Warum Sie Grauwasser niemals in den Gully kippen dürfen und welche Strafe droht

Es scheint so einfach: Der Abwassertank ist voll, ein Gully ist in Sicht – Problem gelöst. Falsch. Das ist eine der größten Sünden, die Sie als Camper begehen können. Viele wissen nicht, dass die meisten Gullys auf Straßen und Plätzen reine Regenwasserkanäle sind. Das bedeutet, Ihr Spülwasser mit Seifenresten, Fett und Speiseresten fließt ungeklärt direkt in den nächsten Bach oder See. Dort führt es zur Überdüngung (Eutrophierung) und zum Sauerstoffmangel, was Fische und Pflanzen tötet. Es ist, als würden Sie Ihre Spüle direkt in einen Forellenteich entleeren.

Die Gesetzgebung versteht hier keinen Spaß. Das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) regelt klar, dass jede Verunreinigung von Gewässern verboten ist. Wer erwischt wird, muss mit empfindlichen Strafen rechnen. Die Bußgelder sind Ländersache, aber als grobe Orientierung können für Verstöße gegen das Wasserhaushaltsgesetz je nach Schwere des Vergehens zwischen 100 Euro und 50.000 Euro fällig werden. In Nordrhein-Westfalen kostet beispielsweise schon eine kleine, unbedachte Einleitung schnell 100 Euro. Das ist ein teurer Preis für ein paar Minuten Bequemlichkeit.

Selbst sogenannte „biologisch abbaubare“ Spülmittel sind keine Entschuldigung. Im falschen System – also einem reinen Regenwasserkanal – können auch sie erheblichen Schaden anrichten. Die goldene Regel ist daher unumstößlich: Grauwasser gehört ausschließlich in die dafür vorgesehenen Bodeneinlässe an Ver- und Entsorgungsstationen. Alles andere ist nicht nur respektlos gegenüber der Natur und anderen Campern, sondern auch ein teures Risiko für Ihren Geldbeutel.

Der Fehler mit dem fremden Wasserschlauch, der Legionellen in Ihren Tank bringt

An der Versorgungsstation baumelt ein alter, vielleicht etwas grünlicher Wasserschlauch. Perfekt, um kurz den Frischwassertank aufzufüllen, oder? Stopp! Das ist der direkte Weg zur Kontamination Ihres gesamten Systems. Sie haben keine Ahnung, was mit diesem Schlauch vorher passiert ist. Hat jemand damit seine Toilettenkassette ausgespült? Lag das Ende im Dreck oder in einer Pfütze? Die Gefahr, sich hier Bakterien wie E.coli oder Legionellen einzufangen, ist real. Diese vermehren sich im lauwarmen Wasser Ihres Tanks prächtig und können schwere Krankheiten verursachen.

Die Zwei-Schlauch-Lösung für hygienische Sicherheit

Profis arbeiten niemals ohne ihr eigenes, dediziertes Hygiene-Set. Das Prinzip ist einfach, aber wirkungsvoll: Es gibt einen Schlauch ausschließlich für Frischwasser (meist blau, nach KTW/DVGW-Norm zertifiziert) und einen zweiten Schlauch (z. B. rot) nur für Reinigungsarbeiten, wie das Ausspülen der Toilettenkassette. Diese strikte farbliche und funktionale Trennung verhindert Kreuzkontaminationen. Zusätzliche Sicherheit bieten Schnellkupplungen und vor allem ein Systemtrenner (Rückflussverhinderer), der verhindert, dass Wasser aus dem Schlauch zurück in die öffentliche Leitung gesaugt werden kann.

Diese „Kontaminations-Paranoia“ ist keine Übertreibung, sondern pure Vernunft. Ein erfahrener Camper hat es einmal treffend formuliert und damit eine Art ungeschriebenes Gesetz geschaffen:

Seit ich die strikte Zwei-Hände-Regel befolge – unreine Hand mit Handschuh nur für die Kassette, reine Hand nur für Frischwasser – hatte ich nie wieder Probleme. Der eigene Schlauch wird niemals auf den Boden gelegt, sondern über der Schulter getragen oder in einem sauberen Eimer aufbewahrt.

– Ein erfahrener Wohnmobilist, womoo.de

Der eigene, saubere Wasserschlauch ist keine Option, er ist eine Notwendigkeit. Betrachten Sie jeden öffentlichen Schlauch als biologische Waffe und handeln Sie entsprechend. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.

Was tun, wenn die Versorgungsstation bei -5 Grad eingefroren ist?

Wintercamping hat seinen eigenen Charme – bis man mit einer vollen Toilettenkassette vor einer komplett vereisten Entsorgungsstation steht. Der Hahn ist festgefroren, der Bodeneinlass mit Eis bedeckt und der eigene Kassettenschieber klemmt. Das ist das „Feindbild Frost“ in Reinform. Jetzt ist Kreativität und Vorbereitung gefragt, denn Gewalt ist hier keine Lösung. Wer versucht, mit Gewalt einen gefrorenen Hahn zu öffnen, riskiert, ihn abzubrechen und die Station für alle unbrauchbar zu machen.

Winterliche Entsorgungsstation mit Frost und Eiszapfen

Der Schlüssel liegt in der sanften Anwendung von Wärme. Kochendes Wasser ist tabu, da der extreme Temperaturschock das Material (insbesondere Kunststoffteile) beschädigen kann. Lauwarmes Wasser aus einer Thermoskanne ist die Waffe der Wahl. Gießen Sie es langsam über die vereisten Anschlüsse und den Schieber Ihrer Kassette. Bei Landstromanschluss kann auch ein Föhn wahre Wunder wirken. Für zugefrorene Schlösser oder Klappen an der Station leistet ein klassisches Enteiserspray für Autos gute Dienste.

Noch besser ist natürlich die Prävention. Viele erfahrene Wintercamper geben vor der Fahrt einen Schuss zugelassenes Frostschutzmittel in den leeren Grauwassertank, um das Einfrieren des Ablassventils zu verhindern. Bei der Toilettenkassette ist dies jedoch keine Option. Hier hilft nur, die Kassette vor dem Gang zur Station an einem warmen Ort (z.B. in der Duschwanne des Wohnmobils) kurz zwischenzulagern, damit der Schieber leichtgängig wird.

Ihr Notfallplan für gefrorene Stationen

  1. Vorbereitung: Halten Sie stets eine Thermoskanne mit warmem (nicht kochendem!) Wasser bereit.
  2. Ausrüstung prüfen: Packen Sie im Winter immer Enteiserspray und bei Landstrom-Möglichkeit einen Föhn ein.
  3. Sanftes Auftauen: Vereiste Anschlüsse an der Station oder an der eigenen Kassette langsam mit lauwarmem Wasser übergießen.
  4. Prävention: Nutzen Sie zugelassene Frostschutzmittel für den Grauwassertank und suchen Sie mit Apps wie park4night gezielt nach winterfesten Stationen.
  5. Plan B haben: Identifizieren Sie im Voraus eine alternative, beheizte Entsorgungsmöglichkeit, falls die geplante Station ausfällt.

Wie Sie die „Cleanstar“-Automaten bedienen, ohne sich schmutzig zu machen

Moderne Entsorgungsstationen wie CamperClean oder Cleanstar versprechen eine vollautomatische, saubere Entleerung und Reinigung der Kassette. Für 2-5 Euro schluckt der Automat den Inhalt, spült die Kassette und befüllt sie mit einer neuen Dosis Sanitärflüssigkeit. Klingt nach einem Traum für jeden, der sich vor dem manuellen Ausspülen ekelt. Doch die Realität kann anders aussehen. Ein falscher Handgriff, und der Automat wird zur Dreckschleuder. Das Wichtigste zuerst:

Drücken Sie immer den Belüftungsknopf vor dem Ausgießen – sonst spritzt es garantiert!

– Sabine, erfahrene Wohnmobilistin, Fritz Berger Camping Blog

Diese goldene Regel gilt für die manuelle Entsorgung genauso wie für den Automaten. Ohne Belüftung entsteht ein Unterdruck, und der Inhalt kommt schwallartig heraus. Beim Automaten bedeutet das, dass es neben die Öffnung spritzen kann. Öffnen Sie also den Ausgussstutzen, positionieren Sie ihn exakt in der Aufnahme des Automaten und drücken Sie erst dann den Belüftungsknopf, bevor Sie die Kassette in die Maschine schieben und den Startknopf drücken.

Ein weiterer Punkt der System-Intelligenz ist das Wissen um die Alternativen und deren Tücken. Nicht jeder Automat ist gleich, und nicht jeder ist immer funktionsfähig. Es ist klug, die Landschaft der Entsorgungssysteme zu kennen.

Die folgende Tabelle gibt einen schnellen Überblick über die gängigsten Systeme in Deutschland und hilft bei der Entscheidung, welches für Sie das richtige ist.

Vergleich der automatischen Entsorgungssysteme in Deutschland
System Vorteile Nachteile Kosten Verbreitung
CamperClean/Cleanstar Vollautomatisch, hygienisch, mit Reinigung Kostenpflichtig, manchmal defekt 2-5 Euro Häufig auf deutschen Stellplätzen
HolidayClean Ähnlich CamperClean, zuverlässig Weniger verbreitet 2-4 Euro Mittlere Verbreitung
Manuelle Station Kostenlos/günstig, immer verfügbar Mehr Körperkontakt nötig 0-1 Euro Sehr häufig

Automaten sind eine feine Sache, wenn sie funktionieren und korrekt bedient werden. Aber verlassen Sie sich nie blind auf sie. Die Fähigkeit zur manuellen Entsorgung ist und bleibt eine Kernkompetenz jedes echten Campers.

Wann Sie zur Entsorgungsstation fahren sollten, um 30 Minuten Wartezeit bei der Abreise zu sparen

Sonntagmorgen, 10:30 Uhr. Die Sonne scheint, Sie wollen los. Doch vor Ihnen an der Entsorgungsstation: eine Schlange von fünf Wohnmobilen. Das bedeutet mindestens 30 Minuten Warten. Willkommen im Abreise-Stau, dem selbstgemachten Leid vieler Camper. Die strategische Planung Ihrer Entsorgungs-Stopps ist eine der am meisten unterschätzten Fähigkeiten für entspanntes Reisen. Es gibt zwar laut Bordatlas 2024 rund 2.980 Entsorgungsstationen in Deutschland, aber am Sonntagmorgen wollen alle dieselben zehn anfahren.

Die Lösung ist einfach: Seien Sie antizyklisch. Die absoluten Stoßzeiten sind Sonntagvormittag zwischen 10 und 12 Uhr (Abreise) und Freitagnachmittag zwischen 16 und 18 Uhr (Ankunft). Wer clever ist, erledigt die Ver- und Entsorgung schon am Samstagabend in aller Ruhe oder steht am Sonntagmorgen eine Stunde früher auf. Eine weitere Taktik ist, die Kassette nicht bis zum Bersten zu füllen. Viele warten, bis die rote Lampe leuchtet. Ein Profi entleert bei einer Füllung von zwei Dritteln, wenn sich eine günstige, staufreie Gelegenheit ergibt. So bleiben Sie flexibel und müssen nicht mit einer vollen Kassette am Abreisetag unter Druck geraten.

An der Station selbst gilt der ungeschriebene Knigge, der das Zusammenleben erleichtert und den Durchlauf beschleunigt:

  1. Vorbereitet ankommen: Nehmen Sie die Kassette bereits aus dem Schacht und öffnen Sie den Deckel, während Sie warten. Kramen Sie nicht erst nach dem Schlüssel, wenn Sie an der Reihe sind.
  2. Frischwasserstation nicht blockieren: Füllen Sie erst Frischwasser auf und fahren Sie Ihr Fahrzeug dann beiseite, bevor Sie zehn Minuten lang Ihre Kassette spülen. Andere wollen vielleicht nur schnell Wasser tanken.
  3. Effizient arbeiten: Einmal kurz mit Wasser ausspülen reicht. Niemand erwartet eine klinisch reine Kassette. Die nächste Chemi-Ladung erledigt den Rest.
  4. Sauberkeit ist Ehrensache: Hinterlassen Sie die Station sauberer, als Sie sie vorgefunden haben. Spritzer wegwischen ist ein absolutes Muss und ein Zeichen von Respekt.

Wer diese Regeln befolgt, spart nicht nur eigene Zeit und Nerven, sondern trägt auch zu einer besseren Atmosphäre auf dem Stellplatz bei. Es ist die einfachste Art, sich als Teil der Gemeinschaft zu zeigen.

Blau oder Grün: Wirkt der ökologische Toilettenzusatz wirklich genauso gut gegen Gerüche?

Die Debatte zwischen blauen (chemischen) und grünen (ökologischen) Sanitärzusätzen ist fast schon eine Glaubensfrage unter Campern. Die blauen Flüssigkeiten enthalten oft Formaldehyd oder Glutaraldehyd – hochwirksame Biozide, die Fäkalien zersetzen und Gerüche extrem effektiv unterbinden. Ihr Nachteil: Sie sind aggressiv und nicht umweltfreundlich. Grüne Zusätze arbeiten mit Mikroorganismen, Enzymen oder Nitrat, um die Zersetzung biologisch zu steuern. Sie sind umweltverträglicher, aber ihre Wirksamkeit, insbesondere bei hohen Temperaturen, wird oft infrage gestellt.

Vergleich zwischen blauen und grünen Sanitärzusätzen

Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. Moderne grüne Zusätze sind deutlich besser als ihr Ruf. Bei korrekter Dosierung und Temperaturen unter 25°C leisten sie gute Arbeit. Steigt das Thermometer jedoch über 30°C, kommen sie oft an ihre Grenzen, und die chemische Keule ist in Sachen Geruchsunterdrückung überlegen. Für den umweltbewussten Normal-Camper in Mitteleuropa ist ein guter grüner Zusatz aber meist völlig ausreichend. Der entscheidende Faktor ist oft nicht das Mittel, sondern die regelmäßige Leerung alle 2-3 Tage, bevor die biologischen Prozesse „kippen“.

Für alle, die dem Chemie-Dilemma komplett entkommen wollen, gibt es eine geniale technische Lösung:

Chemiefreie Alternative: Das SOG-System

Das SOG-System, benannt nach der Herstellerfirma, ist eine Entlüftungsanlage, die komplett ohne Sanitärzusätze auskommt. Ein kleiner, stromsparender Lüfter wird aktiviert, sobald man den Toilettenschieber öffnet. Er saugt die Gerüche direkt aus der Schüssel ab und leitet sie über einen Aktivkohlefilter nach außen. Gleichzeitig sorgt die permanente Sauerstoffzufuhr zur Kassette für eine optimale aerobe Zersetzung der Fäkalien, was die Geruchsbildung von vornherein minimiert. Der Einbau kostet zwar einmalig 200-300 Euro, dafür entfallen die laufenden Kosten für Chemikalien, und man kann sogar normales, günstiges Toilettenpapier verwenden, da es sich besser zersetzt.

Die Wahl zwischen Blau und Grün ist also nicht die einzige Option. Wer bereit ist, einmalig in Technik zu investieren, kann das Thema Gerüche und Chemie für immer ad acta legen. Das ist die ultimative Form der System-Intelligenz.

Das Wichtigste in Kürze

  • Legalität vor Bequemlichkeit: Grauwasser und Fäkalien gehören ausschließlich in offizielle Entsorgungsstationen. Illegale Entsorgung ist teuer und umweltschädlich.
  • Hygiene ist nicht verhandelbar: Verwenden Sie immer Ihren eigenen Frischwasserschlauch und praktizieren Sie die Zwei-Hände-Regel, um Krankheiten zu vermeiden.
  • Timing ist Strategie: Meiden Sie die Stoßzeiten am Wochenende. Antizyklisches Entsorgen erspart Ihnen Wartezeit und Stress.

Wohin mit leeren Gaskartuschen und Batterien auf dem Campingplatz?

Die Entsorgung endet nicht bei der Toilette. Ein verantwortungsbewusster Camper hinterlässt keinen Müll – auch keinen Sondermüll. Leere Gaskartuschen und verbrauchte Batterien einfach in den Restmüll zu werfen, ist nicht nur verboten, sondern auch gefährlich. Batterien können auslaufen und giftige Stoffe freisetzen, Gaskartuschen stehen unter Restdruck und können in Müllpressen explodieren.

Die gute Nachricht: Deutschland hat ein hervorragendes Rücknahmesystem. Für Batterien gilt das Batteriegesetz (BattG). Jeder Supermarkt, der Batterien verkauft (also praktisch alle, von Aldi bis Rewe), ist verpflichtet, alte Batterien kostenlos zurückzunehmen. Dafür stehen meist grüne Sammelboxen im Eingangsbereich bereit. Es gibt also keine Ausrede, Batterien im Wohnmobil zu horten oder falsch zu entsorgen.

Bei Gaskartuschen ist es etwas differenzierter. Leere Schraubkartuschen mit dem Grünen Punkt dürfen in den Gelben Sack, aber nur, wenn sie wirklich restlos leer sind. Um sicherzugehen, schließt man die Kartusche an den Kocher an und lässt sie an einem gut belüfteten Ort so lange brennen, bis die Flamme von selbst erlischt. Stechkartuschen hingegen dürfen niemals in den Gelben Sack, da sie nie als komplett entleert und drucklos gelten. Sie gehören auf den Wertstoffhof.

Für einen klaren Überblick über die korrekten Entsorgungswege für typischen Camping-Sondermüll dient die folgende Tabelle, die auf den in Deutschland geltenden Verordnungen basiert.

Entsorgungswege für Camping-Sonderabfälle
Abfallart Entsorgungsort Kosten Rechtliche Grundlage
Batterien Supermarkt-Sammelbox Kostenlos Batteriegesetz (BattG)
Schraubkartuschen (leer) Gelber Sack Kostenlos Verpackungsverordnung
Stechkartuschen Wertstoffhof Meist kostenlos Abfallverzeichnis-Verordnung
Altöl Verkaufsstelle/Wertstoffhof Kostenlos bei Neukauf Altölverordnung

Wie organisieren Sie 4 verschiedene Mülleimer im engen Wohnmobil?

Die deutsche Leidenschaft für Mülltrennung macht auch vor dem Campingurlaub nicht halt. Restmüll, Plastik (Gelber Sack), Papier und Bio – wie soll man das auf wenigen Quadratmetern organisieren? Angesichts von über 907.900 zugelassenen Wohnmobilen in Deutschland Anfang 2024 ist dies eine Herausforderung, die viele betrifft. Die Lösung liegt in platzsparenden Systemen und einer cleveren Strategie, die man „Pre-Cycling“ nennt.

Anstatt zu versuchen, vier sperrige Eimer unterzubringen, nutzen Profis flexible und modulare Lösungen. Faltbare Müllsackhalter oder kleine Einhänge-Eimer für Schranktüren nutzen den vorhandenen Raum optimal. Stapelbare Boxen, zum Beispiel von IKEA, können ebenfalls eine gute, aber platzintensivere Lösung sein. Der entscheidende Trick ist jedoch, Müll von vornherein zu vermeiden. Pre-Cycling bedeutet, schon beim Einkauf darauf zu achten, Produkte mit wenig Verpackung zu wählen und Umverpackungen bereits zu Hause im Supermarkt zu entsorgen. Jede Papierschachtel um eine Tube, die nicht mit ins Wohnmobil kommt, ist gewonnener Platz.

Hier sind die bewährtesten Lösungen für eine funktionierende Mülltrennung im engen Raum:

  • Vertikale Nutzung: Einhänge-Eimer für Türen (z. B. von Berger) oder Organizer an den Wänden schaffen Stauraum, wo vorher keiner war.
  • Faltbare Systeme: Müllsackständer zum Zusammenklappen (z. B. von Reimo) sind ideal. Sie sind bei Bedarf groß und im ungenutzten Zustand winzig.
  • Farbcodierung: Nutzen Sie verschiedenfarbige kleine Taschen oder Boxen, um die vier deutschen Müllkategorien (Schwarz, Gelb, Blau, Braun/Grün) intuitiv zu trennen.
  • Regelmäßige Entsorgung: Warten Sie nicht, bis die Säcke überquellen. Nutzen Sie öffentliche Müllcontainer auf Wanderparkplätzen oder in Städten, um Glas und Dosen direkt loszuwerden, anstatt sie tagelang mitzuführen.

Eine gute Müllorganisation ist nicht nur eine Frage der Sauberkeit, sondern auch des Komforts. Niemand möchte seinen Urlaub in einer fahrenden Müllhalde verbringen. Mit dem richtigen System und etwas Disziplin bleibt das Wohnmobil ein Ort der Erholung.

Jetzt, wo Sie die ungeschminkte Wahrheit kennen, sind Sie gewappnet. Der nächste Gang zur Entsorgungsstation ist keine Mutprobe mehr, sondern eine Routineaufgabe. Setzen Sie dieses Wissen in die Praxis um und erleben Sie ein neues Level an Souveränität und Entspannung beim Campen.

Fragen und Antworten zu Camping-Sondermüll

Wo kann ich Batterien vom Camping kostenlos entsorgen?

In jedem deutschen Supermarkt (Rewe, Aldi, Lidl) stehen grüne Sammelboxen bereit. Die Rücknahme ist gesetzlich verpflichtend und immer kostenlos.

Darf ich leere Schraubkartuschen in den Gelben Sack?

Ja, aber nur wenn sie den Grünen Punkt tragen und wirklich restlos leer sind. Stechkartuschen müssen immer zum Wertstoffhof.

Wie stelle ich sicher, dass meine Gaskartusche wirklich leer ist?

Kartusche an den Kocher anschließen und an einem gut belüfteten Ort komplett ‚leerlaufen‘ lassen, bis kein Gas mehr austritt.

Geschrieben von Klaus Werkner, Kfz-Meister mit Spezialisierung auf Caravaning-Technik und 25 Jahren Erfahrung in der Instandhaltung von Wohnmobilen. Als technischer Leiter einer großen Fachwerkstatt in Bayern kennt er jede Schraube an Fahrzeugen von Hymer bis Pössl.