
Die wichtigste Erkenntnis: Echte Nachhaltigkeit auf Campingplätzen erkennen Sie nicht an Hochglanz-Zertifikaten, sondern an überprüfbaren, materiellen Beweisen vor Ort.
- Vage Werbeversprechen („naturnah“, „grün“) sind Warnsignale; konkrete, messbare Maßnahmen (z.B. Wasserverbrauch pro Dusche, investierte Summen in Naturschutz) sind Beweise.
- Ein höherer Preis für einen Eco-Platz ist oft durch konkrete Gegenleistungen gerechtfertigt, die über die Standardausstattung hinausgehen und die Umwelt schützen.
Empfehlung: Verlassen Sie die Rolle des passiven Konsumenten und werden Sie zum aktiven Auditor. Nutzen Sie diesen Leitfaden, um bei Ihrer nächsten Buchung gezielte Fragen zu stellen und die Nachhaltigkeits-Performance eines Platzes selbst zu bewerten.
Die Sehnsucht nach Natur und unverfälschten Urlaubserlebnissen treibt immer mehr Camper auf Plätze, die sich mit „öko“, „nachhaltig“ oder „grün“ schmücken. Doch hinter den verlockenden Versprechen verbirgt sich oft eine ernüchternde Realität: Greenwashing. Viele Betreiber nutzen das wachsende Umweltbewusstsein für Marketingzwecke, ohne tatsächlich substantielle Beiträge zum Schutz der Ressourcen zu leisten. Die üblichen Ratschläge, sich an Labels zu orientieren oder vage Begriffe zu hinterfragen, greifen dabei oft zu kurz. Sie überlassen die Deutungshoheit den Marketingabteilungen und führen nicht zu einer echten, informierten Entscheidung.
Aber was, wenn die wahre Lösung nicht darin liegt, externen Siegeln blind zu vertrauen, sondern darin, die Fähigkeit zu entwickeln, selbst zum Auditor zu werden? Der Schlüssel zur Entlarvung von Greenwashing liegt nicht im Studium von Zertifikaten, sondern in der Anwendung einer einfachen Audit-Logik. Es geht darum, konkrete, materielle Beweise vor Ort zu suchen und zu bewerten – von der Funktionsweise der Duschen über die Herkunft der Produkte im Camping-Shop bis hin zur transparenten Darstellung von Investitionen in den lokalen Naturschutz. Nur wer die richtigen Fragen stellt und weiß, worauf er achten muss, kann die Spreu vom Weizen trennen.
Dieser Leitfaden ist Ihre Ausbildung zum Camper-Auditor. Wir werden nicht nur oberflächliche Merkmale betrachten, sondern tief in die Materie eintauchen. Sie lernen, die entscheidenden Kontrollpunkte eines wirklich nachhaltigen Betriebs zu identifizieren und zu bewerten. So stellen Sie sicher, dass Ihr Geld nicht nur eine schöne Aussicht finanziert, sondern aktiv zum Erhalt der Natur beiträgt, die Sie im Urlaub genießen möchten.
In den folgenden Abschnitten analysieren wir die entscheidenden Bereiche eines Campingplatzes. Von der Müllentsorgung über das Energiemanagement bis hin zur finanziellen Transparenz – Sie erhalten die Werkzeuge, um fundierte Entscheidungen zu treffen und Greenwashing keine Chance zu lassen.
Inhalt: Ihr Weg zum Camping-Auditor
- Wie Sie Müll in Italien oder Frankreich trennen, um Bußgelder zu vermeiden
- Wie Dusch-Timer funktionieren und warum sie gut für Ihr Gewissen sind
- Blau oder Grün: Wirkt der ökologische Toilettenzusatz wirklich genauso gut gegen Gerüche?
- Lohnt sich ein Solarpanel auf dem Dach, um autark und grün zu stehen?
- Warum der Kauf im Hofladen des Campingplatzes die CO2-Bilanz Ihrer Reise rettet
- Ecocamping oder BVCD-Sterne: Welches Siegel garantiert Ihnen wirklich Qualität?
- Wie viel von Ihrem Stellplatz-Geld fließt wirklich in den Naturschutz vor Ort?
- Lohnt sich der höhere Preis für einen Eco-Campingplatz oder ist das nur Marketing?
Wie Sie Müll in Italien oder Frankreich trennen, um Bußgelder zu vermeiden
Ein grundlegender, aber oft unterschätzter Aspekt des nachhaltigen Campens ist die korrekte Müllentsorgung – insbesondere im Ausland. Was zu Hause selbstverständlich ist, wird in Ländern wie Italien oder Frankreich schnell zur Falle mit empfindlichen Strafen. Eine falsche Mülltrennung ist kein Kavaliersdelikt, sondern wird von den Behörden zunehmend als Umweltvergehen geahndet. Die Audit-Logik beginnt hier bei der Einhaltung lokaler Vorschriften als Mindeststandard für umweltbewusstes Verhalten. Wer hier scheitert, kann kaum von sich behaupten, nachhaltig zu reisen.
Die Situation in Italien ist ein drastisches Beispiel. Ein neues Gesetz ermöglicht es den Behörden, extrem hohe Strafen für die illegale Müllentsorgung zu verhängen. Dabei geht es nicht nur um das achtlose Wegwerfen in der Natur. Schon ein versehentlich neben der Mülltonne abgestellter Sack kann teuer werden. So musste ein deutscher Camper eine Strafe von 500 Euro zahlen, weil er seinen Müllbeutel neben dem Wohnmobil vergessen hatte. Wie die neuen italienischen Vorschriften zeigen, kann die illegale Entsorgung von Abfällen aus einem Wohnmobil mit Strafen von bis zu 18.000 Euro geahndet werden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, sich vor Reiseantritt genau über die lokalen Systeme zu informieren.
Die Systeme sind von Region zu Region unterschiedlich. Während in Deutschland oft der Gelbe Sack bekannt ist, gibt es in Italien die „raccolta differenziata“ mit teilweise bis zu fünf verschiedenen Tonnen. In Frankreich wiederum spielt das Crit’Air-System für Umweltzonen eine Rolle, das indirekt auch das Bewusstsein für umweltgerechtes Verhalten schärft. Eine kleine Übersetzungstabelle für Müllsorten oder die Nutzung spezieller Camping-Apps kann hier Gold wert sein. Besonders wichtig ist die Beachtung von Sonderregeln für typischen Camping-Müll wie leere Gaskartuschen oder den Inhalt von Chemietoiletten, die niemals in den normalen Hausmüll gehören.
Wie Dusch-Timer funktionieren und warum sie gut für Ihr Gewissen sind
Ein entscheidender materieller Beweis für das Umweltengagement eines Campingplatzes ist sein Wassermanagement. Hier sind Dusch-Timer ein exzellentes Audit-Kriterium. Sie sind mehr als nur ein Instrument zur Kosteneinsparung für den Betreiber; sie sind ein sichtbares Zeichen für einen bewussten Umgang mit der wertvollsten Ressource. Ein Platz, der in solche Technik investiert, signalisiert, dass Nachhaltigkeit hier mehr als nur ein Wort auf der Webseite ist. Für den Camper wird der Duschvorgang so zu einem aktiven Beitrag zum Ressourcenschutz.
Die Funktionsweise ist meist simpel: Man erhält am Empfang eine Chipkarte oder einen Jeton, der ein bestimmtes Zeitguthaben für warmes Wasser freischaltet – oft sind es fünf Minuten. Das zwingt zur Effizienz. Der positive Effekt ist enorm: Laut Berechnungen von Ecocamping spart eine vierköpfige Familie bei einem 14-tägigen Campingurlaub durch den Einsatz von 5-Minuten-Dusch-Timern durchschnittlich 840 Liter Wasser. Das entspricht etwa sechs vollen Badewannen. Diese Zahl macht den direkten Einfluss des eigenen Verhaltens greifbar und ist ein starkes Argument gegen die oft gehörte Klage über „bezahltes Duschen“.

Die Nutzung solcher Systeme lässt sich leicht optimieren. Ein einfacher Trick ist, das Wasser während des Einseifens abzustellen. Viele moderne Systeme stoppen den Timer in dieser Zeit, wodurch das Guthaben geschont wird. Es ist auch ratsam, die gewünschte Wassertemperatur einzustellen, bevor man den Timer aktiviert, um keine wertvollen Sekunden zu verschwenden. Für Familien mit Kindern kann man die knappe Zeit spielerisch gestalten, etwa indem man eine kleine Sanduhr mit in die Dusche nimmt und einen Wettbewerb daraus macht, wer am schnellsten fertig ist. So wird aus einer Einschränkung eine lehrreiche Erfahrung in Sachen Ressourceneffizienz.
Blau oder Grün: Wirkt der ökologische Toilettenzusatz wirklich genauso gut gegen Gerüche?
Die Chemietoilette ist ein heikles, aber zentrales Thema beim Camping. Die Wahl des Sanitärzusatzes ist eine persönliche Entscheidung mit direkten Auswirkungen auf die Umwelt. Traditionelle, aggressive „blaue“ Chemikalien sind zwar wirksam, aber eine erhebliche Belastung für die Kläranlagen der Campingplätze, insbesondere wenn diese über eigene, sensible Kleinkläranlagen verfügen. Die Umstellung auf „grüne“, biologisch abbaubare Alternativen ist daher ein wichtiger Punkt auf der Audit-Checkliste eines umweltbewussten Campers. Doch die Skepsis bleibt: Sind sie wirklich genauso wirksam gegen Gerüche, vor allem bei Sommerhitze?
Die Antwort liefert sowohl die Wissenschaft als auch die Praxiserfahrung. Moderne ökologische Sanitärzusätze, die oft auf mikrobiologischer Basis arbeiten, sind weit entfernt von den unwirksamen Produkten der Anfangszeit. Sie nutzen Mikroorganismen, um Fäkalien und Gerüche auf natürliche Weise abzubauen. Produkte, die mit dem Siegel „Blauer Engel“ ausgezeichnet sind, garantieren eine hohe Umweltverträglichkeit. Studien des Umweltbundesamtes belegen, dass biologisch abbaubare Sanitärzusätze mit diesem Siegel die Gewässerbelastung um bis zu 95% gegenüber herkömmlichen Chemikalien reduzieren. Dies ist ein entscheidender Beitrag zur Entlastung der lokalen Ökosysteme.
Die Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit werden durch zahlreiche Erfahrungsberichte aus der Community entkräftet. Ein Camper fasst seine langjährigen Erfahrungen so zusammen:
Wir nutzen seit drei Jahren nur noch grüne Sanitärzusätze mit mikrobiologischer Zersetzung. Auch bei 35 Grad Sommerhitze hatten wir keine Geruchsprobleme. Der einzige Unterschied: Man muss die Kassette alle 3 statt alle 5 Tage leeren.
– Erfahrungsbericht, takeanadvanture.com
Diese Aussage zeigt den entscheidenden Punkt: Die Wirksamkeit ist gegeben, erfordert aber eine geringfügige Anpassung des eigenen Verhaltens. Die etwas häufigere Leerung der Kassette ist ein kleiner Preis für einen großen Gewinn für die Umwelt. Ein echter Öko-Campingplatz wird die Verwendung solcher Produkte oft sogar vorschreiben oder aktiv empfehlen – ein weiteres klares Indiz für gelebte Nachhaltigkeit.
Lohnt sich ein Solarpanel auf dem Dach, um autark und grün zu stehen?
Solarpanels auf dem Wohnmobildach sind das ultimative Symbol für Freiheit und Autarkie. Sie versprechen, unabhängig vom Stromnetz zu sein und gleichzeitig saubere Energie zu nutzen. Doch aus der Audit-Perspektive muss man die Versprechen der Hersteller kritisch hinterfragen. Lohnt sich die Investition wirklich, um in Deutschland autark und umweltfreundlich zu stehen? Die Antwort ist komplex und hängt stark von der Jahreszeit und dem Standort ab. Ein Blick auf die realen Erträge entlarvt schnell unrealistische Erwartungen.
Die Leistung eines Solarpanels wird in Watt-Peak (Wp) angegeben, einem unter Laborbedingungen ermittelten Idealwert. Die Realität, besonders im deutschen Winter, sieht anders aus. Messungen von Wohnmobilisten zeigen, dass ein 100-Wp-Solarpanel am kürzesten Tag des Jahres in Deutschland oft nur einen Tagesertrag von etwa 18 Amperestunden (Ah) liefert – das ist rund 80 % weniger als im Sommer. Dieser drastische Leistungsabfall bei tiefem Sonnenstand und bewölktem Himmel bedeutet, dass eine kleine Anlage im Winter kaum ausreicht, um den Grundbedarf für Licht, Wasserpumpe und Heizungssteuerung zu decken.
Ein Praxistest untermauert dies mit konkreten Zahlen. Eine große 570-Wp-Solaranlage auf einem Wohnmobil-Dach erzeugte selbst bei wolkenlosem Himmel am kürzesten Tag des Jahres eine Spitzenleistung von nur 326 Watt. Für eine echte Autarkie, die auch den Betrieb eines Laptops oder Fernsehers im Frühjahr und Herbst in Deutschland ermöglicht, sind demnach mindestens 400 Wp Panelleistung in Kombination mit modernen Lithium-Batterien als Speicher erforderlich. Zudem gibt es ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: Im Norden Deutschlands liegt der Ertrag im Schnitt nochmals rund 20 % unter dem in Süddeutschland. Die Investition lohnt sich also, aber nur, wenn sie realistisch dimensioniert ist und man sich der saisonalen Grenzen bewusst ist.
Warum der Kauf im Hofladen des Campingplatzes die CO2-Bilanz Ihrer Reise rettet
Ein oft übersehener, aber extrem wirkungsvoller Hebel zur Verbesserung der eigenen CO2-Bilanz im Urlaub ist der lokale Einkauf. Ein Campingplatz, der einen echten Hofladen betreibt oder eng mit regionalen Erzeugern kooperiert, bietet mehr als nur Komfort. Er schafft eine transparente Wertschöpfungskette und minimiert die „Lebensmittel-Meilen“. Aus der Audit-Perspektive ist der Camping-Shop ein Fenster in die Seele des Platzes: Findet man hier nur industriell abgepackte Massenware oder authentische, saisonale Produkte aus der direkten Umgebung?
Der positive Effekt ist doppelt. Einerseits wird die lokale Wirtschaft gestärkt, andererseits wird der CO2-Fußabdruck drastisch reduziert, da lange Transportwege entfallen. Ein hervorragendes Beispiel ist der Campingplatz auf Fehmarn, der einen eigenen Hofladen mit Produkten von 12 lokalen Erzeugern betreibt. Pro Saison werden so rund 45.000 Euro direkt in der Region umgesetzt. Dieses Geld fließt an kleine landwirtschaftliche Betriebe und Handwerker, anstatt an anonyme Großkonzerne. Das Konzept „Spreewaldgurken im Spreewald, Allgäuer Käse im Allgäu“ ist nicht nur ein Garant für Qualität und Frische, sondern ein materieller Beweis für gelebte Regionalität.
Doch Vorsicht: Nicht jeder Laden, der sich „Hofladen“ nennt, ist auch einer. Oft handelt es sich um reine Wiederverkäufer von Großmarktware. Ein echter Auditor lernt, die Unterschiede zu erkennen. Gibt es auch „krummes“ Gemüse, das nicht der EU-Norm entspricht? Werden die Erzeuger namentlich und mit Adresse genannt? Oder werden Erdbeeren im Dezember angeboten? Echte Hofläden zeichnen sich durch Saisonalität, Transparenz und oft auch durch direkte Lieferungen vom Hof aus, die man an der Frische der Produkte erkennt.
Checkliste für Auditoren: So unterscheiden Sie einen echten Hofladen von einem Wiederverkäufer
- Transparenz der Herkunft: Sind die Erzeuger namentlich genannt und idealerweise mit Hofadresse oder einem Foto auf einem Schild ausgewiesen?
- Authentizität des Angebots: Finden Sie auch „unperfektes“, nicht normgerechtes Gemüse und Obst? Ein Sortiment, das zu perfekt aussieht, ist oft ein Warnsignal.
- Saisonalität prüfen: Werden Produkte angeboten, die in der Region gerade keine Saison haben (z.B. Tomaten im April)? Das deutet auf Zukauf vom Großmarkt hin.
- Direkter Kontakt zum Erzeuger: Gibt es Hinweise auf eine direkte Verbindung, wie z.B. Fotos vom Hof, eine Geschichte über den Bauern oder sogar angebotene Verkostungen und Hofführungen?
- Logistik hinterfragen: Gibt es sichtbare Anzeichen für eine frische, direkte Lieferung, wie z.B. Kisten mit dem Namen des Hofes oder eine frühmorgendliche Anlieferung?
Ecocamping oder BVCD-Sterne: Welches Siegel garantiert Ihnen wirklich Qualität?
Zertifikate und Siegel sind oft der erste Anhaltspunkt bei der Suche nach einem nachhaltigen Campingplatz. Sie scheinen eine einfache Antwort auf die komplexe Frage nach der Umweltfreundlichkeit zu geben. Doch aus der Audit-Perspektive ist es entscheidend, die Siegel nicht als blindes Gütesiegel, sondern als das zu verstehen, was sie sind: ein standardisierter Kriterienkatalog. Die entscheidende Frage lautet nicht „Hat der Platz ein Siegel?“, sondern „Was genau wird durch dieses Siegel geprüft und passt das zu meinen Werten?“. In Deutschland sind vor allem die BVCD-Sterne und Ecocamping relevant.
Die beiden Systeme haben fundamental unterschiedliche Schwerpunkte. Die BVCD-Sterne, vergeben vom Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland, sind primär ein Komfort- und Qualitätslabel. Sie bewerten die Ausstattung der Sanitäranlagen, die Größe der Stellplätze und das Serviceangebot. Umweltaspekte spielen hier nur eine untergeordnete Rolle. Im Gegensatz dazu ist Ecocamping ein reines Umweltmanagementsystem. Hier werden Energie- und Wasserverbrauch, Abfallmanagement und Naturschutz auf dem Gelände auditiert. Ein Platz mit 5 BVCD-Sternen kann also luxuriös, aber ökologisch fragwürdig sein, während ein Ecocamping-Platz vielleicht einfacher, aber ressourcenschonender ist.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Siegel und deren Fokus, um Ihnen bei der Einordnung zu helfen.
| Siegel | Fokus | Prüfung | Transparenz |
|---|---|---|---|
| BVCD-Sterne | Komfort & Ausstattung | Vor-Ort durch Auditoren | Kriterienkatalog öffentlich |
| Ecocamping | Umweltmanagement | Jährliche Kontrollen | 240 zertifizierte Plätze |
| EU Ecolabel | Nachhaltigkeit gesamt | Externe Prüfstelle | EU-weit standardisiert |
| Green Key | Umwelt international | Alle 3 Jahre | Online-Datenbank |
Die Verteilung der Siegel ist zudem regional sehr unterschiedlich. Der aktuelle Öko-Camping-Index zeigt, dass beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern 36% der Campingplätze eine Öko-Zertifizierung tragen – der höchste Anteil in Deutschland. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass in anderen Bundesländern ein solches Siegel eine seltene Auszeichnung ist. Ein Siegel ist also ein nützliches Werkzeug im Audit-Prozess, aber es ersetzt nicht den kritischen Blick auf die tatsächlichen Maßnahmen vor Ort.
Wie viel von Ihrem Stellplatz-Geld fließt wirklich in den Naturschutz vor Ort?
Der vielleicht wichtigste Punkt in einem Nachhaltigkeits-Audit ist die Frage nach der finanziellen Transparenz. Ein wirklich engagierter Betreiber reinvestiert einen Teil seiner Einnahmen sichtbar in den Schutz und die Förderung der lokalen Natur. Vage Aussagen wie „Wir unterstützen den Naturschutz“ sind hier klassisches Greenwashing. Ein Auditor fragt nach konkreten Zahlen, Projekten und Partnern. Fließt Ihr Geld in die Anpflanzung einer Blühwiese, die Installation von Nistkästen oder die Renaturierung eines Bachlaufs? Oder fließt es primär in die nächste Hochglanz-Marketingbroschüre?
Die Bereitschaft eines Betreibers, über die Verwendung der Einnahmen Auskunft zu geben, ist ein starkes Indiz für seine Glaubwürdigkeit. Scheuen Sie sich nicht, an der Rezeption kritische Fragen zu stellen. Ein transparenter Betrieb wird stolz auf seine Projekte sein und gerne darüber berichten. Fragen Sie zum Beispiel:
- Welche konkreten Naturschutzmaßnahmen konnten Sie im letzten Jahr mit den Einnahmen umsetzen?
- Gibt es eine Zusammenarbeit mit einer lokalen Naturschutzorganisation wie dem NABU oder BUND?
- Gibt es einen öffentlich einsehbaren Nachhaltigkeitsbericht, der die Investitionen dokumentiert?
Ein herausragendes Beispiel für gelebte Transparenz ist der Campingpark CAP Rotach am Bodensee. Der Betreiber hat ein einfaches, aber wirkungsvolles System etabliert: Er investiert jährlich 1 Euro pro Übernachtung direkt in lokale Naturschutzprojekte. Im Jahr 2023 kamen so 12.000 Euro zusammen, die nachweislich für die Renaturierung eines Bachlaufs, die Anschaffung von 25 Nistkästen und die Anlage einer 500 Quadratmeter großen Blühwiese verwendet wurden. Das Besondere: All diese Maßnahmen sind für die Gäste sichtbar auf dem Gelände ausgeschildert. Dies ist der ultimative materielle Beweis – hier wird Nachhaltigkeit nicht nur behauptet, sondern dokumentiert und erlebbar gemacht.
Das Wichtigste in Kürze
- Beweise statt Versprechen: Verlassen Sie sich nicht auf Werbeslogans. Suchen Sie nach materiellen Beweisen wie Dusch-Timern, regionalen Produkten im Shop oder sichtbaren Naturschutzprojekten.
- Siegel richtig deuten: Verstehen Sie, was ein Siegel prüft. BVCD-Sterne bewerten Komfort, Ecocamping bewertet Umweltmanagement. Beides zusammen ist ideal, aber selten.
- Geldfluss hinterfragen: Ein wirklich nachhaltiger Platz kann transparent aufzeigen, wie viel Geld aus den Übernachtungsgebühren direkt in lokale Umweltprojekte fließt. Fragen Sie nach!
Lohnt sich der höhere Preis für einen Eco-Campingplatz oder ist das nur Marketing?
Nach all den Audit-Punkten stellt sich die entscheidende Frage: Rechtfertigt das Ergebnis den oft höheren Preis eines zertifizierten Eco-Campingplatzes? Ist der Aufschlag eine Investition in echte Nachhaltigkeit oder nur eine Gebühr für ein gutes Gewissen, das auf geschicktem Marketing beruht? Die Antwort, basierend auf einer datengestützten Analyse, ist erstaunlich klar: Der Mehrpreis ist in den meisten Fällen eine lohnende Investition in eine messbar bessere Leistung.
Eine umfassende Analyse von ADAC/PiNCAMP aus dem Jahr 2024 zeigt, dass Eco-zertifizierte Campingplätze in Deutschland im Durchschnitt zwar 15 % teurer sind, aber im Gegenzug durchschnittlich 40 % mehr kostenlose Umweltleistungen bieten. Was bedeutet das konkret? Diese Leistungen umfassen oft Punkte, die auf anderen Plätzen extra kosten oder gar nicht erst angeboten werden: die kostenlose und umweltgerechte Entsorgung von Grauwasser und Chemietoiletten, die Bereitstellung von Strom aus erneuerbaren Energien, geringere Wasserverbräuche durch moderne Sanitäranlagen oder eben der Zugang zu naturbelassenen, artenreichen Flächen auf dem Platzgelände.

Der höhere Preis finanziert also nicht nur ein Logo, sondern eine reale Infrastruktur für den Umweltschutz. Er ermöglicht dem Betreiber Investitionen in Solaranlagen, in effiziente Wasseraufbereitung oder in die Pflege von Biotopen. Der Preisaufschlag ist die finanzielle Grundlage für all die positiven, materiellen Beweise, die Sie als Auditor auf dem Platz finden können. Er ist die Anerkennung für einen Mehraufwand, der über den reinen Hotelbetrieb hinausgeht und einen aktiven Beitrag zum Erhalt der Urlaubsregion leistet. Am Ende kaufen Sie nicht nur einen Stellplatz, sondern beteiligen sich an einem funktionierenden Ökosystem.
Indem Sie diese Audit-Logik bei Ihrer nächsten Reiseplanung anwenden, treffen Sie nicht nur eine bessere Wahl für sich selbst, sondern senden auch ein starkes Signal an die Branche. Sie fördern jene Betreiber, die Nachhaltigkeit ernst nehmen, und zwingen Greenwasher, ihre leeren Versprechen durch Taten zu ersetzen. Beginnen Sie noch heute damit, Ihren nächsten Campingurlaub nicht nur zu buchen, sondern zu auditieren.