Veröffentlicht am März 11, 2024

Die Lösung für gelangweilte Kinder am Lehrpfad ist nicht, Infotafeln zu meiden, sondern sie zum Startpunkt für eine aktive Detektiv-Mission zu machen.

  • Verwandeln Sie Informationen in sensorische Aufgaben (Fühlen, Riechen, Suchen).
  • Nutzen Sie digitale Werkzeuge als spannende Forschungsinstrumente, nicht als Ablenkung.
  • Fokussieren Sie auf das praktische Erleben – vom Gipsabdruck einer Spur bis zum Bau eines eigenen Barfußpfads.

Empfehlung: Lesen Sie die nächste Infotafel nicht vor, sondern fragen Sie: „Okay, Natur-Detektive, welche Spuren davon finden wir hier in den nächsten zehn Metern?“

Kennen Sie das? Sie sind auf einem wunderschön angelegten Naturlehrpfad in einer deutschen Urlaubsregion. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und vor Ihnen steht eine liebevoll gestaltete Infotafel, die Wissenswertes über die lokale Tier- und Pflanzenwelt verspricht. Doch während Sie noch den ersten Satz lesen, sind Ihre Kinder schon 50 Meter weiter, jagen einem Schmetterling nach oder balancieren auf einem umgefallenen Baumstamm. Die Tafel? Vollkommen ignoriert. Viele Eltern greifen dann zu altbekannten Tricks: Belohnungen versprechen, die Texte mit lustiger Stimme vorlesen oder die Kinder zur nächsten Spielstation locken. Diese Methoden bekämpfen aber nur das Symptom, nicht die Ursache: die passive Natur der Informationsaufnahme.

Doch was, wenn die wahre Lösung nicht darin besteht, die Kinder irgendwie zum Stillstehen zu zwingen, sondern die Infotafel als das zu nutzen, was sie sein sollte: der Startschuss für ein echtes Abenteuer? Der Schlüssel liegt darin, die Rolle zu wechseln. Weg vom vorlesenden Elternteil, hin zum Expeditionsleiter. Statt Informationen zu konsumieren, verwandeln wir sie in eine sensorische Mission. Wir machen die Kinder zu Natur-Detektiven, deren Aufgabe es ist, die Hinweise von der Tafel in der echten Welt zu finden, zu fühlen und zu entschlüsseln. Dieser Ansatz der Waldpädagogik ersetzt Langeweile durch Neugier und verwandelt einen simplen Spaziergang in eine unvergessliche Feldforschung.

Dieser Artikel zeigt Ihnen, wie Sie genau das schaffen. Wir werden nicht nur darüber sprechen, was auf den Tafeln steht, sondern wie wir diese Informationen in packende Aktivitäten verwandeln. Von der Spurensuche über die Pflanzenbestimmung per App bis hin zu den wichtigen Sicherheitsregeln im Wald – Sie erhalten hier das Handwerkszeug, um jeden Lehrpfad in ein spannendes Detektiv-Abenteuer zu verwandeln.

Die folgenden Abschnitte bieten Ihnen konkrete Anleitungen und Ideen, die Sie sofort bei Ihrem nächsten Ausflug umsetzen können. Entdecken Sie, wie Sie die Neugier Ihrer Kinder wecken und ihnen die Natur auf eine Weise näherbringen, die weit über das reine Lesen von Schildern hinausgeht.

Wo gibt es Barfußpfade oder Fühlstationen in Ihrer Urlaubsregion?

Die erste und einfachste Mission für angehende Natur-Detektive ist das taktile Erleben. Statt nur über Rinde, Moos oder Steine zu lesen, müssen sie diese mit den Händen und Füßen spüren. Barfußpfade sind dafür ideal. Viele deutsche Kurorte und Urlaubsregionen, besonders im Vogtland oder Schwarzwald, haben diese Tradition nach der Sebastian-Kneipp-Philosophie perfektioniert und bieten fantastische Erlebnispfade an. Eine schnelle Online-Suche nach „Barfußpfad“ plus Ihrer Urlaubsregion liefert meist direkte Treffer. Aber was, wenn kein offizieller Pfad in der Nähe ist? Dann wird die Detektiv-Mission noch spannender: Bauen Sie Ihren eigenen Mini-Barfußpfad!

Das Schöne daran ist, dass Sie die Materialien direkt vor Ort sammeln können. Eine Infotafel über verschiedene Baumarten wird so zum Startpunkt der Mission: „Finden wir Tannenzapfen, Eicheln, Moos und kleine Äste, um unsere Fühl-Boxen zu füllen!“ Dies fördert nicht nur die Sinneswahrnehmung, sondern auch die Beobachtungsgabe. Eine detaillierte Anleitung, wie sie beispielsweise auch im OBI Magazin beschrieben wird, kann als Vorlage dienen.

So wird aus einer passiven Information eine aktive Bau- und Sammel-Mission:

  1. Standort wählen: Suchen Sie eine ebene, kleine Fläche.
  2. Rahmen abstecken: Nutzen Sie Äste, um 4-6 kleine Felder (ca. 50×50 cm) abzustecken.
  3. Materialien sammeln: Das ist die Hauptaufgabe für die Kinder! Moos, Tannenzapfen, runde Kiesel, trockene Blätter, Sand oder kleine Äste – alles, was der Wald hergibt.
  4. Felder befüllen: Jedes Feld wird mit einem anderen Material gefüllt.
  5. Testen und Fühlen: Nun geht es los! Vorsichtig barfuß oder mit den Händen die verschiedenen Untergründe erkunden.

Diese selbstgebaute Fühlstation ist oft ein größerer Erfolg als jeder vorgefertigte Pfad, da die Kinder stolz auf ihr eigenes Werk sind und die Verbindung zwischen dem Gelesenen und dem Gefühlten direkt herstellen.

PlantNet oder NABU-App: Welche Software erkennt Pflanzen zuverlässig offline?

Jeder gute Detektiv braucht das richtige Werkzeug. Im 21. Jahrhundert gehört dazu auch ein digitales Forschungsinstrument. Eine Infotafel zeigt eine Blume, aber die Pflanze daneben sieht nur *ähnlich* aus? Perfekt! Das ist eine neue Mission: die Identitätsprüfung. Pflanzenbestimmungs-Apps verwandeln das Smartphone von einer potenziellen Ablenkung in ein mächtiges Detektiv-Werkzeug. Doch welche App ist für den Einsatz im deutschen Wald, vielleicht sogar ohne Netzempfang, am besten geeignet?

Dieses Bild zeigt, wie einfach die Technologie mit dem Naturerlebnis verbunden werden kann. Ein schneller Schnappschuss, und die App liefert nicht nur den Namen, sondern oft auch spannende Zusatzinformationen, die weit über die Infotafel hinausgehen.

Kind nutzt eine Smartphone-App zur Pflanzenbestimmung einer Farnpflanze im deutschen Wald

Die App Flora Incognita, ein Citizen-Science-Projekt aus Deutschland, sticht hier besonders hervor. Eine Studie bestätigt, dass die App eine beeindruckende Genauigkeit von über 98,8 % bei der automatischen Erkennung von Gefäßpflanzen erreicht. Ein weiterer entscheidender Vorteil: Bilder können offline aufgenommen und später bei bestehender Internetverbindung analysiert werden. So wird kein Funkloch zum Hindernis für die Feldforschung. Der folgende Vergleich zeigt die Stärken der Top-Apps für Familien in Deutschland.

Vergleich der Top 3 Pflanzenbestimmungs-Apps für Deutschland
Kriterium Flora Incognita PlantNet NABU-App
Artenumfang Über 16.000 Gefäßpflanzen 13.000+ Arten weltweit Fokus auf heimische Arten
Offline-Fähigkeit Bilder können offline aufgenommen und später ausgewertet werden Teilweise offline nutzbar Grundfunktionen offline
Kinderfreundlichkeit Pflanzenbestimmung ist hiermit kinderleicht Einfache Bedienung Spielerische Elemente
Wissenschaftlicher Nutzen Citizen Science-Projekt mit Datensammlung Community-basiert Meldefunktion für Sichtungen
Kosten Komplett kosten- und werbefrei Kostenlos Kostenlos

Die Wahl der App ist weniger wichtig als die Art, wie sie eingesetzt wird. Sie wird zum Werkzeug, um die Informationen der Lehrtafel zu verifizieren und zu vertiefen. „Die Tafel sagt, hier wächst Lungenkraut. Lasst uns mit unserem Pflanzenscanner prüfen, ob das stimmt!“ – so lautet die Mission.

Wie erkennen Sie den Riesenbärenklau und warum müssen Sie Abstand halten?

Ein echter Natur-Detektiv muss nicht nur Schönes entdecken, sondern auch Gefahren erkennen und richtig einschätzen können. Eine Infotafel, die vor giftigen Pflanzen warnt, ist daher kein Spielverderber, sondern liefert die entscheidenden Hinweise für eine wichtige Sicherheitsmission. Der Riesenbärenklau (auch Herkulesstaude genannt) ist hierfür ein Paradebeispiel in Deutschland. Die Aufgabe lautet: „Lerne den ‚Gegner‘ anhand seines Steckbriefs zu erkennen, um ihm aus dem Weg zu gehen.“

Besonders wichtig ist das Timing: Laut offiziellen Warnungen ist die Herkulesstaude von Juni bis Juli hochgefährlich. Der Pflanzensaft kann in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren, verbrennungsähnlichen Hautreaktionen führen. Absolute Regel für Kinder: Nicht anfassen und Abstand halten! Um die Pflanze sicher zu identifizieren, dient die Infotafel als Fahndungsplakat. Die Kinder werden zu Profilern, die die Merkmale abgleichen.

Das Pflanzen-Detektiv-Protokoll zur Identifizierung des Riesenbärenklaus umfasst folgende Punkte:

  1. Die Größe: Die Pflanze ist ein Riese! Sie kann schnell über 3 Meter hoch wachsen. Das ist größer als Papa!
  2. Der Stängel: Er ist dick wie ein Arm (bis zu 10 cm Durchmesser), behaart und hat auffällige rote oder dunkle Flecken.
  3. Die Blätter: Sie sind riesig (bis zu 1 Meter lang), stark gezackt und gefiedert. Ihre Form erinnert an große Bärentatzen.
  4. Die Blüte: Die weißen bis zartrosa Blütendolden sind so groß wie ein Pizzateller (bis zu 50 cm Durchmesser) und bestehen aus hunderten Einzelblüten.

Wenn die Kinder die Pflanze anhand dieser Merkmale entdecken, ist die Mission erfüllt. Die Belohnung ist nicht, sie anzufassen, sondern das Wissen, eine Gefahr erfolgreich erkannt und gemieden zu haben. Der Fundort sollte zudem den zuständigen Behörden (z. B. dem Ordnungsamt der Gemeinde) gemeldet werden, um andere zu schützen.

Wie unterscheiden Sie Fuchs- und Hundespuren im Matsch?

Nachdem Pflanzen identifiziert wurden, kommt die Königsdisziplin für Natur-Detektive: die Spurenlese. Eine Infotafel zeigt die Trittsiegel von Fuchs, Reh und Wildschwein. Doch im matschigen Waldboden sieht alles irgendwie gleich aus. Hier startet die Mission „CSI Wald“. Die Aufgabe: Unterscheide die Spur eines Fuchses von der eines Hundes. Das ist kniffliger, als es klingt, und erfordert genaues Hinsehen.

Die Sherlock-Holmes-Methode zur Spurenunterscheidung ist einfach, aber effektiv: Man braucht nur einen geraden Stock oder eine Schnur. Bei einer Fuchsspur kann man diesen Stock zwischen die Abdrücke der vorderen und hinteren Ballen legen, ohne die seitlichen Ballen zu berühren. Die Fuchsspur ist oval und wirkt „geschnürt“, als würde das Tier auf einer Perlenkette laufen. Eine Hundespur ist runder, breiter, und der Stock würde die seitlichen Ballen kreuzen. Außerdem zeigen Hundespuren fast immer deutliche Krallenabdrücke, während diese beim Fuchs meist nicht zu sehen sind. Fuchsspuren verlaufen zudem oft in einer schnurgeraden Linie, während Hunde eher im Zickzack stöbern.

Um den Fund zu dokumentieren und das Abenteuer greifbar zu machen, kann man einen Gipsabdruck der Spur anfertigen. Das ist ein unvergessliches Erlebnis für Kinder und schafft ein greifbares Souvenir.

Kinderhände erstellen einen Gipsabdruck einer Tierspur im Waldboden, um das Waldabenteuer festzuhalten.

Ein solcher Gipsabdruck ist der ultimative Beweis der erfolgreichen Detektivarbeit. Er verwandelt eine flüchtige Beobachtung in ein handfestes Objekt, das zu Hause stolz präsentiert werden kann. Das benötigte Gips-Pulver und etwas Wasser passen in jeden Rucksack und machen aus einem einfachen Spaziergang eine archäologische Expedition. So wird die Information von der Tafel nicht nur verstanden, sondern im wahrsten Sinne des Wortes begriffen.

Ist der Lehrpfad wirklich kinderwagentauglich oder stecken Sie im Schlamm fest?

Die beste Detektiv-Mission scheitert, wenn die Logistik nicht stimmt. Für Familien mit Kleinkindern ist die wichtigste Information oft nicht die über den Buntspecht, sondern die zur Beschaffenheit des Weges. Die Bezeichnung „kinderfreundlich“ oder „familiengeeignet“ ist leider oft dehnbar und bedeutet nicht automatisch „kinderwagentauglich“. Nichts ist frustrierender, als mit einem Outdoor-Kinderwagen vor einer steilen Treppe oder einem unüberwindbaren Wurzelteppich zu stehen.

Die Expeditionsplanung beginnt also schon zu Hause. Verlassen Sie sich nicht nur auf die offiziellen Beschreibungen der Tourismus-Websites. Die eigentliche Detektivarbeit findet in den Kommentarspalten und auf Bewertungsportalen statt. Apps wie Komoot oder AllTrails sind hier Gold wert, da sie oft nicht nur Filter für „kinderwagentauglich“ bieten, sondern auch aktuelle Fotos und Kommentare der Community. Diese verraten den wahren Zustand des Weges nach dem letzten Regenguss.

Die Erfahrung anderer Eltern ist die verlässlichste Quelle, wie dieses Zitat verdeutlicht:

Sehr lehrreich und inmitten der schönen Natur findet sich ein Naturlehrpfad – aber Vorsicht: Nicht alle als ‚kindgerecht‘ beworbenen Wege sind auch kinderwagentauglich. Immer vorher aktuelle Fotos in Bewertungsportalen checken!

– Erfahrung einer Mutter, Thüringer Wald

Achten Sie bei Ihrer Recherche auf klare Kriterien: Ein Weg gilt als wirklich kinderwagentauglich, wenn er eine maximale Steigung von 6 % nicht überschreitet, einen befestigten Untergrund (fester Schotter oder Asphalt) aufweist und mindestens 1,5 Meter breit ist. Zertifizierte Wege, wie die „Qualitätswege Wanderbares Deutschland“, bieten hier oft verlässlichere Angaben. So stellen Sie sicher, dass die Expedition nicht im Schlamm endet, bevor sie richtig begonnen hat.

Bärlauch oder Maiglöckchen: Wie Sie beim Sammeln tödliche Verwechslungen vermeiden

Eine der spannendsten Missionen für Natur-Detektive ist das Sammeln von essbaren Wildkräutern. Eine Infotafel über Bärlauch kann der Startschuss für die Zubereitung eines leckeren Pestos sein. Doch diese Mission birgt auch eine ernste Gefahr: die Verwechslung mit seinen giftigen Doppelgängern, dem Maiglöckchen und der Herbstzeitlosen. Hier ist absolute Sorgfalt gefragt, und die Detektiv-Ausbildung erreicht ihre anspruchsvollste Stufe. Es reicht nicht, nur zu schauen – man muss alle Sinne einsetzen.

Der Geruchstest ist der bekannteste, aber er allein ist trügerisch. Wenn die Hände bereits nach Knoblauch riechen, versagt dieser Test beim nächsten Blatt. Deshalb muss jedes einzelne Blatt vor dem Sammeln und noch einmal zu Hause vor der Verarbeitung einer genauen Prüfung unterzogen werden. Ein falsches Blatt im Korb kann fatale Folgen haben. Sollte es trotz aller Vorsicht zu Vergiftungserscheinungen kommen, ist die bundeseinheitliche Rufnummer der Giftnotrufzentralen (19240) unverzichtbar.

Um sicherzugehen, wenden Sie das folgende Protokoll an. Es ist die ultimative Prüfung für jeden Bärlauch-Sammler.

Ihr Audit-Plan: Der 3-Sinne-Check für sicheres Bärlauch-Sammeln

  1. SEHEN (Der Stiel-Test): Beobachten Sie genau, wie die Blätter wachsen. Jedes Bärlauch-Blatt sprießt mit einem eigenen, einzelnen Stiel direkt aus dem Boden. Maiglöckchen hingegen haben immer zwei (selten drei) Blätter, die einen gemeinsamen Stängel umfassen.
  2. FÜHLEN (Die Glanz-Probe): Fahren Sie mit dem Finger über die Blattunterseite. Bärlauch-Blätter sind auf der Unterseite deutlich matt und fühlen sich weich an. Die Blätter des Maiglöckchens hingegen glänzen auf der Unterseite kühl und sind fester.
  3. RIECHEN (Der Einzelblatt-Test): Zerreiben Sie EIN einzelnes Blatt zwischen den Fingern. Nur Bärlauch verströmt einen intensiven, unverkennbaren Knoblauchduft. Führen Sie diesen Test für jedes Blatt durch, das verdächtig erscheint.
  4. STANDORT (Der Umfeld-Check): Prüfen Sie die Umgebung. Bärlauch liebt feuchte, schattige Laubwälder und bildet oft riesige, zusammenhängende Teppiche. Maiglöckchen wachsen oft in kleineren Gruppen dazwischen.
  5. KONTROLLE (Die Endabnahme): Legen Sie zu Hause alle gesammelten Blätter aus und prüfen Sie jedes einzelne Blatt noch einmal nach diesen Kriterien, bevor es in der Küche verarbeitet wird. Im Zweifel gilt: wegwerfen!

Diese sorgfältige Prüfung ist kein Spiel, sondern eine lebenswichtige Fähigkeit. Wer sie beherrscht, hat die Meisterprüfung zum Natur-Detektiv bestanden.

Wie Sie suchen, ohne die Natur oder fremdes Eigentum zu zerstören

Ein guter Natur-Detektiv hinterlässt keine Spuren – außer denen seiner Schuhe auf dem Weg. Der Ehrenkodex jedes Forschers lautet: Wir sind zu Gast im Wohnzimmer der Tiere und Pflanzen. Dieser Grundsatz ist wichtiger als jeder Fund und jede gelöste Mission. Eine Infotafel über Bodenschutz oder seltene Orchideen wird so zur Grundlage für die wichtigste Regel der Expedition: Nichts zerstören, nichts mitnehmen (außer Erinnerungen und Müll) und nichts zurücklassen.

Für Kinder lässt sich dieser Kodex in einfache, verständliche Regeln übersetzen:

  • Die Regel der Wege: Die Wege sind wie die Teppiche im Wohnzimmer des Waldes. Wir bleiben darauf, damit die kleinen Pflanzen und Tiere am Wegesrand nicht zertreten werden. Der Waldboden abseits der Wege ist das empfindliche Sofa der Natur.
  • Die Regel der leisen Stimmen: Wir flüstern wie Detektive, um die Tiere nicht zu erschrecken. So haben wir eine größere Chance, sie bei ihrer „Arbeit“ zu beobachten.
  • Die Regel der schauenden Hände: Wir schauen mit den Augen und nicht mit den Händen. Blumen sehen im Wald am schönsten aus. Wenn wir sie pflücken, können sie keine Samen für neue Blumen im nächsten Jahr bilden.
  • Die Müll-Detektiv-Mission: Unser eigener Müll kommt immer zurück in den Rucksack. Manchmal finden wir sogar Müll, den andere „Verbrecher“ zurückgelassen haben. Diesen einzusammeln ist eine Bonus-Mission für echte Natur-Helden.

Diese Regeln gelten nicht nur im Wald, sondern auch auf Wiesen und Feldern, die oft privates Eigentum von Landwirten sind. Eine Abkürzung über eine gemähte Wiese kann das Futter für die Tiere verunreinigen. Hier gilt es, den Kindern zu vermitteln, dass wir das Eigentum und die Arbeit anderer Menschen respektieren. Eine Infotafel über Landwirtschaft kann hier der perfekte Anknüpfungspunkt sein, um über den Ursprung unserer Lebensmittel und die Arbeit der Bauern zu sprechen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Verwandeln Sie passive Infotafeln in aktive „Detektiv-Missionen“, indem Sie Fragen stellen, statt Antworten vorzulesen.
  • Nutzen Sie die Sinne Ihrer Kinder: Lassen Sie sie fühlen, riechen und suchen, anstatt nur zu schauen und zu hören.
  • Integrieren Sie Technologie (z.B. Pflanzen-Apps) als spannendes Forschungswerkzeug und nicht als bloße Ablenkung.

Was kostet es, wenn Sie im Naturschutzgebiet einen Enzian pflücken?

Die letzte und vielleicht wichtigste Lektion für jeden Natur-Detektiv betrifft die Konsequenzen. Was passiert, wenn man die Regeln des Waldes bricht? Insbesondere in Naturschutzgebieten gelten strenge Gesetze. Eine Infotafel, die auf „besonders geschützte Arten“ hinweist, ist mehr als nur ein gut gemeinter Ratschlag – sie ist ein Verweis auf das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). Dieses Gesetz ist das Regelwerk für den Schutz unserer Natur in Deutschland.

Das Pflücken einer einzelnen Blume mag harmlos erscheinen, aber wenn jeder der tausenden Besucher nur eine mitnimmt, verschwindet die Art aus der Region. Arten wie der Enzian oder die meisten heimischen Orchideen stehen unter besonderem oder sogar strengem Schutz. Sie zu pflücken, auszugraben oder zu beschädigen ist verboten. Dies den Kindern zu erklären, ist eine wichtige Lektion über Verantwortung und die Auswirkungen des eigenen Handelns. „Diese Blume ist so selten und wertvoll wie ein Schatz im Museum. Wir dürfen sie nur anschauen, damit sie hierbleibt und auch andere Detektive sie nächstes Jahr noch finden können.“

Wer gegen diese Regeln verstößt, muss mit empfindlichen Strafen rechnen. Die Höhe der Bußgelder ist in den Bußgeldkatalogen der einzelnen Bundesländer festgelegt und kann je nach Schutzstatus der Pflanze und Schwere des Verstoßes erheblich sein. Es geht hier nicht um ein kleines Verwarnungsgeld wie beim Falschparken. Für das Pflücken einer streng geschützten Art können die Strafen schnell mehrere hundert oder sogar tausend Euro betragen. Unwissenheit schützt hier vor Strafe nicht. Die Infotafel am Eingang des Naturschutzgebiets hat auf die Regeln hingewiesen – der Detektiv, der diese Hinweise ignoriert, muss die Konsequenzen tragen.

Das Verständnis für Regeln und Konsequenzen ist ein wesentlicher Teil der Naturerziehung. Zu wissen, was das Pflücken einer geschützten Pflanze kostet, schärft das Bewusstsein für den Wert der Natur.

Jetzt sind Sie dran! Versuchen Sie bei Ihrem nächsten Ausflug, nicht die Infotafel, sondern die Neugier Ihrer Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Starten Sie Ihre erste Detektiv-Mission und beobachten Sie, wie aus gelangweilten Spaziergängern begeisterte Forscher werden.

Häufige Fragen zum Wandern mit Kindern

Welche Apps zeigen zuverlässig kinderwagentaugliche Wege?

Komoot und AllTrails bieten spezielle Filter für ‚kinderwagentauglich‘ und ‚barrierefrei‘. Die Community-Bewertungen geben zusätzliche Hinweise zu aktuellen Wegbedingungen.

Was sind die wichtigsten Kriterien für Kinderwagentauglichkeit?

Maximale Steigung unter 6%, befestigter Untergrund (Asphalt oder fester Schotter), keine Treppen oder Wurzeln, Wegbreite mindestens 1,5 Meter.

Gibt es zertifizierte barrierefreie Naturlehrpfade?

Der Deutsche Wanderverband zertifiziert ‚Qualitätswege Wanderbares Deutschland‘, die verlässliche Angaben zur Barrierefreiheit machen.

Geschrieben von Julia Bergmann, Staatlich anerkannte Erzieherin und zertifizierte Sicherheitsbeauftragte für Spielplatzanlagen mit 15 Jahren Erfahrung in der Familienfreizeit-Branche. Sie berät Campingplätze zur kindgerechten Gestaltung und Familien zur Urlaubssicherheit.