
Eine Passabfahrt meistern Sie nicht durch Bremsen, sondern durch kluges Energie-Management und das richtige Verständnis für die Physik Ihres Fahrzeugs.
- Die Motorbremse ist Ihr wichtigstes Werkzeug, nicht das Bremspedal.
- Die 3,5-Tonnen-Grenze ist nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine physikalische Realität, die Ihre Fahrtechnik bestimmt.
- Die richtige Vorbereitung (Gewicht, Reifen, Ausrüstung) ist die halbe Miete für eine sichere Fahrt.
Empfehlung: Verstehen Sie Ihr Wohnmobil als ein System. Fahren Sie vorausschauend, kennen Sie Ihr Gewicht und nutzen Sie die Technik bewusst, um jede Passstraße souverän und sicher zu bewältigen.
Das erste Schild mit der Aufschrift „12 % Gefälle“ taucht auf. Die Straße neigt sich, das 3,5 Tonnen schwere Wohnmobil nimmt spürbar an Fahrt auf und der Puls steigt. Als Flachlandtiroler, der zum ersten Mal die Alpen bezwingt, ist dieser Moment eine Mischung aus Faszination und blankem Respekt, oft auch Angst. Die gut gemeinten Ratschläge von Freunden hallen im Kopf: „Immer schön langsam“, „Bloß nicht die Bremse überhitzen“. Doch was bedeutet das konkret, wenn die Schwerkraft mit aller Macht am Fahrzeug zerrt?
Viele Ratgeber bleiben bei oberflächlichen Tipps wie „im gleichen Gang runterfahren wie rauf“. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Eine Passfahrt ist kein Mysterium, sondern angewandte Physik. Es geht um Energie-Management. Jedes Kilogramm Gewicht, das Sie den Berg hinunterbewegen, erzeugt kinetische Energie, die irgendwohin muss. Wenn Sie diese Energie ausschließlich über die Betriebsbremse in Hitze umwandeln, riskieren Sie das gefürchtete Brems-Fading – ein Nachlassen der Bremswirkung bis hin zum Totalausfall.
Doch die wahre Kunst des Passfahrens liegt nicht darin, krampfhaft auf der Bremse zu stehen. Sie liegt darin, den Berg zu Ihrem Partner zu machen. Es geht darum, die Trägheit der Masse kontrolliert zu nutzen und das Fahrzeugsystem – von den Reifen über die Mautbestimmungen bis zur Gasheizung in der Höhe – als Ganzes zu verstehen. Statt starrer Regeln lernen Sie hier die Prinzipien, die Ihnen die Kontrolle über Ihr Fahrzeug zurückgeben und aus Angst souveränes Fahren machen. Dieser Leitfaden ist Ihr persönlicher Fahrlehrer, der Sie sicher durch jede Kehre und jedes Gefälle begleitet.
In den folgenden Abschnitten führen wir Sie Schritt für Schritt durch alle Aspekte einer sicheren Passfahrt. Wir klären nicht nur, wie Sie richtig bremsen und schalten, sondern auch, welche Vorschriften Sie beachten müssen und wie Sie Ihr Wohnmobil optimal auf die Herausforderungen der Berge vorbereiten.
Inhaltsverzeichnis: Passstraßen sicher meistern mit dem Wohnmobil
- In welchem Gang Sie bergab fahren müssen, um die Bremse zu schonen
- Go-Box oder Vignette: Wie Sie hohe Strafen in Österreich vermeiden
- Warum Sie auch im Sommer Schneeketten dabei haben sollten, wenn Sie hoch hinaus wollen
- Warum Ihre Gasheizung auf 2000 Metern Höhe plötzlich streiken kann
- Welche Alpenpässe für Fahrzeuge über 2,30 Meter Breite gesperrt sind
- Darf ich mit Klasse B fahren: Welche Wohnmobile sind schwerer als 3,5 Tonnen?
- Wie Sie durch den richtigen Reifendruck 1 Liter Diesel auf 100 km sparen
- Wohnmobil mieten in Deutschland: Welches Modell für 2 Personen unter 3,5t wählen?
In welchem Gang Sie bergab fahren müssen, um die Bremse zu schonen
Die wichtigste Regel beim Bergabfahren lautet: Ihr bester Freund ist nicht das Bremspedal, sondern der Motor. Die sogenannte Motorbremswirkung ist die Fähigkeit des Motors, das Fahrzeug ohne Betätigung der Betriebsbremse zu verlangsamen. Sie nutzen dabei den Kompressions- und Widerstandsdruck im Motor, um die Bewegungsenergie Ihres Wohnmobils zu kontrollieren. Dies ist kein Trick, sondern pures Energie-Management. Stellen Sie sich vor, Ihre Bremsen müssten die gesamte Energie eines 3,5-Tonnen-Fahrzeugs über mehrere Kilometer in Hitze umwandeln. Bei einer 20-minütigen Abfahrt über 1000 Höhenmeter müssen laut einer technischen Berechnung rund 25 kW Bremsleistung abgeführt werden. Das ist, als würde man 25 Heizlüfter auf voller Stufe laufen lassen – eine enorme Belastung für das Material.

Die glühende Bremsscheibe auf dem Bild ist die direkte Folge davon, wenn die Betriebsbremse diese Arbeit allein verrichten muss. Um das zu vermeiden, wählen Sie einen niedrigen Gang (meist der 2. oder 3. Gang), der die Geschwindigkeit allein durch die Motordrehzahl im Zaum hält. Die Faustregel „im selben Gang runter wie rauf“ ist ein guter Anhaltspunkt, aber die moderne Devise lautet: Fahren Sie in dem Gang, in dem Sie ohne zu bremsen eine sichere Geschwindigkeit halten können. Bei Automatikgetrieben wechseln Sie in den manuellen Modus. Ziel ist es, die Drehzahl des Motors hoch zu halten (ca. 2.500-3.500 U/min), ohne dass das Fahrzeug zu schnell wird. Die Betriebsbremse nutzen Sie nur kurz und kräftig, um die Geschwindigkeit vor einer Kehre zu reduzieren, und lassen sie dann wieder los, damit sie abkühlen kann. Dauerhaftes „Schleifenlassen“ der Bremse führt unweigerlich zur Überhitzung.
Go-Box oder Vignette: Wie Sie hohe Strafen in Österreich vermeiden
Eine der teuersten Fallen für Wohnmobil-Fahrer in den Alpen lauert nicht am Berg, sondern an der Mautstation in Österreich. Der entscheidende Faktor ist hier das „technisch zulässige Gesamtmasse“ (tzGm) Ihres Fahrzeugs, das Sie in der Zulassungsbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein) unter dem Feld F.1 finden. Die weit verbreitete Annahme, dass alle mit dem PKW-Führerschein fahrbaren Wohnmobile eine Vignette benötigen, ist falsch und kann teuer werden.
Die Regel ist eindeutig:
- Fahrzeuge bis einschließlich 3,5 Tonnen tzGm benötigen eine Vignette (digital oder zum Kleben).
- Fahrzeuge über 3,5 Tonnen tzGm müssen das fahrleistungsabhängige Mautsystem GO nutzen und dafür eine sogenannte Go-Box an der Windschutzscheibe anbringen.
Dies betrifft auch viele beliebte teilintegrierte oder Alkoven-Modelle, die zwar auf 3,49 Tonnen abgelastet wurden, deren technisch zulässige Gesamtmasse aber darüber liegt. Für diese Fahrzeuge gilt eine Übergangsregelung, doch neue Modelle fallen klar unter die Go-Box-Pflicht. Die Kosten sind erheblich: Fährt man ohne gültige Go-Box, drohen Strafen von mehreren hundert Euro. Die Maut selbst ist ebenfalls nicht zu unterschätzen; je nach Achszahl und Emissionsklasse können die Kosten schnell ansteigen.
Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen klaren Überblick über die Systeme und Kosten, basierend auf den offiziellen Informationen des ADAC für das Jahr 2025.
| Fahrzeuggewicht | Mautsystem | Kosten Jahresvignette/Beispielstrecke | Wichtiger Hinweis |
|---|---|---|---|
| bis 3,5t zGG | Vignette | 103,80 € | Gilt für Pkw und leichte Wohnmobile |
| über 3,5t tzGm | Go-Box | ca. 0,05-0,61 €/km | Achszahl-abhängig, Abrechnung pro km |
| Abgelastet auf 3,5t (vor 12/2023) | Vignette | 103,80 € | Übergangsregelung bis 2029 |
Warum Sie auch im Sommer Schneeketten dabei haben sollten, wenn Sie hoch hinaus wollen
Schneeketten im Juli? Das klingt zunächst absurd. Doch in den Hochalpen diktiert nicht der Kalender das Wetter, sondern die Höhe. Ein plötzlicher Kälteeinbruch mit Schneefall ist selbst im Hochsommer auf Pässen über 2.000 Metern keine Seltenheit. Wer hier unvorbereitet ist, dessen Traumtour endet schnell im Albtraum.
Fallbeispiel: Wintereinbruch am Timmelsjoch im Juli 2023
Am Timmelsjoch (2.509 m) kam es Mitte Juli 2023 zu einem plötzlichen und heftigen Wintereinbruch. Innerhalb kürzester Zeit wurde für die Passhöhe eine Schneekettenpflicht verhängt. Mehrere Wohnmobilisten, die bei strahlendem Sonnenschein im Tal gestartet waren, hatten keine Ketten an Bord. Sie mussten ihre Fahrt abbrechen und bei eisigen Temperaturen stundenlang auf die Räumfahrzeuge warten, um sicher ins Tal geleitet zu werden – eine vermeidbare und gefährliche Situation.
Dieses Beispiel zeigt eindrücklich: Schneeketten sind in den Hochalpen eine Sicherheitsausrüstung, keine Winterausrüstung. Auch wenn Sie sie zu 99% nicht brauchen werden, ist es das eine Prozent, das über eine sichere Weiterfahrt oder einen gefährlichen Stillstand entscheidet. Die Polizei vor Ort ist bei Schneekettenpflicht konsequent und lässt Fahrzeuge ohne entsprechende Ausrüstung nicht passieren. Es geht dabei nicht nur um das Vorankommen, sondern auch um die Brems- und Lenkfähigkeit auf rutschigem Untergrund.

Wichtig ist, dass Sie nicht nur die passenden Ketten dabeihaben, sondern deren Montage auch einmal im Trockenen geübt haben. Im Schneetreiben bei Minusgraden mit klammen Fingern die Anleitung zu studieren, ist keine gute Idee. Zu einem vollständigen „Alpen-Sommer-Kit“ gehören neben den Schneeketten auch weitere nützliche Dinge:
- Schneeketten in passender Reifengröße (die auch auf Sommerreifen montierbar sind)
- Wasserdichte Arbeitshandschuhe
- Eine isolierende Unterlage oder eine alte Fußmatte zum Hinknien
- Eine LED-Stirnlampe mit Ersatzbatterien
- Frostschutzmittel für die Scheibenwischanlage (bis -20°C)
Warum Ihre Gasheizung auf 2000 Metern Höhe plötzlich streiken kann
Sie haben den Pass erfolgreich erklommen und finden einen traumhaften Stellplatz mit Panoramablick auf 2.200 Metern Höhe. Die Sonne verschwindet, die Temperaturen fallen schnell in den einstelligen Bereich. Sie schalten die Gasheizung ein – doch statt wohliger Wärme hören Sie nur ein Klicken, gefolgt von einer blinkenden Fehleranzeige am Bedienteil. Ein häufiges Problem, das viele Camper überrascht und dessen Ursache rein physikalischer Natur ist.
Für eine saubere Verbrennung benötigt Gas eine genau definierte Menge an Sauerstoff. Mit zunehmender Höhe sinkt der Luftdruck und damit auch der Sauerstoffgehalt in der Luft. Die Heizung, die im Flachland perfekt eingestellt ist, bekommt in der Höhe „zu wenig Luft“ zum Atmen. Das Gas-Luft-Gemisch wird zu „fett“, die Verbrennung unsauber, was zu Rußbildung und Störungen führt. Die Sicherheitselektronik der Heizung erkennt dies und schaltet das Gerät ab, um eine gefährliche Kohlenmonoxid-Bildung zu verhindern. Wie ein Experte von Truma erklärt:
In Höhen über 1.500 Meter sinkt der Sauerstoffgehalt der Luft um etwa 20%, was die Verbrennungsqualität der Gasheizung erheblich beeinträchtigt.
– Truma Gerätetechnik GmbH, Technisches Handbuch Höhenkit
Die Hersteller von Heizgeräten wie Truma bieten für dieses Problem spezielle Höhen-Kits an. Dies sind kleine Zusatzgeräte, die die Verbrennungsluftzufuhr an den geringeren Luftdruck anpassen und so einen reibungslosen Betrieb auch in großen Höhen sicherstellen. Die folgende Tabelle verdeutlicht, wie die Leistung Ihrer Heizung mit der Höhe abnimmt.
| Höhe über NN | Relative Heizleistung | Typische Probleme | Empfohlene Maßnahme |
|---|---|---|---|
| 0-1000m | 100% | Keine | Normalbetrieb |
| 1000-1500m | 90-95% | Leichte Leistungsminderung | Regelmäßige Brennerreinigung |
| 1500-2500m | 70-85% | Zündprobleme, Fehlercodes | Höhen-Kit empfohlen |
| über 2500m | unter 70% | Häufige Ausfälle | Höhen-Kit zwingend erforderlich |
Welche Alpenpässe für Fahrzeuge über 2,30 Meter Breite gesperrt sind
Neben dem Gewicht und der Länge ist die Fahrzeugbreite eine kritische Größe bei der Planung von Passfahrten. Während moderne Wohnmobile oft eine Breite von 2,35 Metern (ohne Spiegel) aufweisen, sind viele historische Passstraßen für solche Dimensionen nicht ausgelegt. Enge Kehren, in den Fels gehauene Galerien und schmale Brücken können schnell zu unüberwindbaren Hindernissen werden. Ignoriert man die Beschilderung, riskiert man nicht nur Lackschäden, sondern auch, die Straße für Stunden zu blockieren oder ein aufwändiges und teures Wendemanöver einleiten zu müssen. Laut einer Auswertung des ADAC Pässeportals haben rund 12% der Alpenpässe eine Breitenbeschränkung von unter 2,30 Metern.
Diese Beschränkungen sind absolut ernst zu nehmen. Sie basieren auf der engsten Stelle der gesamten Strecke. Selbst wenn ein Pass offiziell bis 2,30 Meter freigegeben ist, kann die Fahrt zur Millimeterarbeit werden, besonders bei Gegenverkehr mit Postbussen oder anderen Wohnmobilen. Es ist entscheidend, sich vorab über die geplante Route genau zu informieren. Verlässliche Quellen hierfür sind der ADAC Pässeführer, Alpen-portale im Internet oder auch aktuelle Reiseführer, die oft detaillierte Angaben zu den Straßenverhältnissen machen.
Fallbeispiel: Furkapass (Schweiz) – Herausforderung für breite Wohnmobile
Der Furkapass, berühmt durch einen James-Bond-Film, ist offiziell für Fahrzeuge bis 2,30 Meter Breite freigegeben. In der Praxis berichten jedoch viele Fahrer von teilintegrierten Wohnmobilen (typischerweise 2,30-2,35 m breit) von extrem heiklen Situationen. Die alten, unbeleuchteten Felsgalerien sind so eng, dass die Spiegel eingeklappt werden müssen und selbst dann nur wenige Zentimeter Platz zum Fels bleiben. Kommt in einer solchen Engstelle ein Postbus entgegen, ist die Situation kaum ohne fremde Hilfe oder riskante Manöver zu lösen. Viele erfahrene Alpenfahrer meiden den Furkapass daher mit Fahrzeugen über 2,20 Meter Breite.
Die wichtigste Lektion ist: Vertrauen Sie den Schildern mehr als Ihrem Navigationsgerät. Ein Navi kennt oft nicht die Breiten- oder Gewichtsbeschränkungen und kann Sie auf eine unpassierbare Route führen. Die Planung einer Pass-Tour erfordert eine bewusste, manuelle Prüfung der Strecke anhand verlässlicher Daten, um nicht in eine Sackgasse zu geraten.
Darf ich mit Klasse B fahren: Welche Wohnmobile sind schwerer als 3,5 Tonnen?
Die Frage nach dem Führerschein ist fundamental, denn sie entscheidet nicht nur über die Legalität Ihrer Fahrt, sondern auch über Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverbote und Mautgebühren. Die magische Grenze liegt bei 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Mit einem normalen PKW-Führerschein der Klasse B dürfen Sie Fahrzeuge bis zu diesem Gewicht fahren. Doch hier lauert eine der größten Fehleinschätzungen vieler Camper.
Viele Wohnmobile, insbesondere kompakte Kastenwagen oder kurze Teilintegrierte, werden als 3,5-Tonner verkauft. Das Problem ist jedoch die geringe Zuladung. Das Leergewicht des Fahrzeugs (oft optimistisch angegeben) plus das Gewicht der Insassen, des Gepäcks, der Fahrräder, des Wassers im Tank, der Gasflaschen und der Lebensmittel darf die 3,5-Tonnen-Grenze nicht überschreiten. Die Realität ist oft ernüchternd: Eine Analyse der Erwin Hymer Group zeigt, dass bei als 3,49t-deklarierten Wohnmobilen durchschnittlich nur 490 kg Zuladung übrig bleiben. Für eine vierköpfige Familie mit Ausrüstung ist dieses Limit schnell erreicht oder überschritten.
Eine Überladung ist kein Kavaliersdelikt. Sie führt zu drastisch verschlechtertem Fahrverhalten, einem längeren Bremsweg und erhöhtem Verschleiß. Bei einer Polizeikontrolle, insbesondere in alpennahen Ländern wie Österreich oder der Schweiz, drohen hohe Bußgelder und im schlimmsten Fall die Stilllegung des Fahrzeugs, bis das Übergewicht abgeladen wurde. Es ist daher unerlässlich, sein Fahrzeug vor einer großen Reise einmal auf einer öffentlichen Waage (z.B. bei einem Wertstoffhof oder einer landwirtschaftlichen Genossenschaft) reisefertig zu wiegen. Um das Gewicht im Rahmen zu halten, ist Disziplin gefragt:
- Wasser- und Abwassertanks nur zu einem Drittel füllen (spart bis zu 100 kg)
- Gasflaschen aus Aluminium statt Stahl verwenden (ca. 10 kg Ersparnis pro Flasche)
- Leichtbau-Campingmöbel statt schwerer Alternativen
- Geschirr aus Melamin statt Porzellan
- Werkzeug und Vorräte auf das Nötigste reduzieren
Wie Sie durch den richtigen Reifendruck 1 Liter Diesel auf 100 km sparen
Reifen sind die einzige Verbindung Ihres 3,5 Tonnen schweren Wohnmobils zur Straße. Ihnen kommt bei einer Passfahrt eine immense Bedeutung zu – nicht nur für die Sicherheit, sondern auch für den Geldbeutel. Ein oft unterschätzter Faktor ist der korrekte Reifendruck. Er beeinflusst den Rollwiderstand, den Verschleiß, das Fahrverhalten in Kurven und die Bremsleistung. Ein zu niedriger Reifendruck führt dazu, dass der Reifen stärker „walkt“, sich also stärker verformt. Dies erzeugt Hitze und erhöht den Rollwiderstand signifikant. Messungen des ADAC Technikzentrums belegen, dass bereits 0,2 bar zu wenig Reifendruck den Kraftstoffverbrauch um bis zu 1 Liter pro 100 km erhöhen kann. Bei einer Alpenüberquerung von 500 Kilometern sind das schnell 5 Liter Diesel, die Sie unnötig verbrauchen.
Viel wichtiger als die Kraftstoffersparnis ist jedoch der Sicherheitsaspekt. Ein zu niedriger Druck kann in langen Kurven oder bei Ausweichmanövern dazu führen, dass der Reifen von der Felge springt. Außerdem überhitzt der Reifen schneller, was das Risiko eines Reifenplatzers drastisch erhöht. Der korrekte Reifendruck für Ihr Wohnmobil steht meist auf einem Aufkleber in der B-Säule der Fahrertür oder im Tankdeckel. Wichtig: Der Druck sollte immer am kalten Reifen geprüft und eingestellt werden.
Expertenwissen: Die Besonderheit von CP-Reifen
Viele Wohnmobile sind mit speziellen „CP“-Reifen (Camping) ausgestattet. Diese sind für die hohen Lasten und die langen Standzeiten von Reisemobilen konzipiert und haben eine verstärkte Karkasse. Eine entscheidende Besonderheit ist, dass sie einen deutlich höheren Reifendruck benötigen als normale Transporter-Reifen (C-Reifen) der gleichen Größe. Ein Fiat Ducato als Basisfahrzeug benötigt beispielsweise mit CP-Reifen oft 5,0 bis 5,5 bar, während die Standard-Transporterreifen mit 4,5 bar auskommen. Diese Information fehlt oft in den allgemeinen Fahrzeugunterlagen und ist nur in den Datenblättern der Reifenhersteller zu finden. Ein mit zu niedrigem Druck gefahrener CP-Reifen verschleißt extrem schnell an den Flanken und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar.
Das Wichtigste in Kürze
- Motor vor Bremse: Nutzen Sie aktiv die Motorbremswirkung im kleinen Gang, um die Betriebsbremse zu entlasten und Überhitzung zu vermeiden.
- Gewicht ist alles: Die 3,5-Tonnen-Grenze ist entscheidend für Führerschein, Maut und Fahrsicherheit. Wiegen Sie Ihr Fahrzeug und packen Sie bewusst.
- Vorbereitung ist Sicherheit: Von den richtigen Reifen über Schneeketten im Sommer bis zum Wissen um Mautregeln – eine gute Planung verhindert die meisten Probleme.
Wohnmobil mieten in Deutschland: Welches Modell für 2 Personen unter 3,5t wählen?
Die Reise in die Alpen beginnt für viele mit der Miete eines Wohnmobils in Deutschland. Die Wahl des richtigen Fahrzeugs ist hier bereits der erste und vielleicht wichtigste Schritt für eine gelungene und sichere Tour. Für zwei Personen, die unter der 3,5-Tonnen-Grenze bleiben wollen, stehen vor allem Kastenwagen und kompakte teilintegrierte Modelle zur Auswahl. Jedes Layout hat spezifische Vor- und Nachteile für Bergfahrten.
Ein kompakter Kastenwagen (bis 6 Meter Länge) ist der König der Passstraßen. Seine schmale Karosserie und der kurze Radstand machen ihn extrem wendig in engen Kehren. Zudem bietet er in der Regel die höchste Zuladungsreserve, was das Gewichtsmanagement deutlich entspannt. Der Nachteil ist der geringere Wohnkomfort. Längere Kastenwagen (bis 6,40 Meter) bieten mehr Platz, sind aber bereits spürbar weniger agil. Teilintegrierte Modelle punkten mit einem großzügigeren Raumgefühl, sind aber breiter und haben einen größeren Wendekreis. Besonders bei Modellen über 6,50 Meter Länge wird die Zuladung schnell zum kritischen Thema. Alkovenmobile haben durch den hohen Aufbau über dem Fahrerhaus einen ungünstigen, hohen Schwerpunkt, was sich negativ auf die Wankneigung in Kurven auswirkt.
Die folgende Tabelle gibt einen Anhaltspunkt, welches Fahrzeug für Ihre Bedürfnisse am besten geeignet ist.
| Fahrzeugtyp | Länge | Gewicht leer | Zuladung | Bergeignung |
|---|---|---|---|---|
| Kastenwagen kompakt | 5,4-5,9m | 2.800 kg | 700 kg | Sehr gut – wendig in Kehren |
| Kastenwagen lang | 6,0-6,4m | 3.000 kg | 500 kg | Gut – mehr Komfort |
| Teilintegriert kurz | 6,5-6,9m | 3.100 kg | 400 kg | Befriedigend – größerer Wendekreis |
| Alkoven kompakt | 6,0-6,5m | 3.200 kg | 300 kg | Ausreichend – hoher Schwerpunkt |
Egal für welches Modell Sie sich entscheiden, die Fahrzeugübernahme ist ein entscheidender Moment. Hier legen Sie den Grundstein für eine sichere Fahrt. Nehmen Sie sich Zeit und prüfen Sie das Fahrzeug kritisch, anstatt nur schnell den Schlüssel entgegenzunehmen. Nutzen Sie die folgende Checkliste als Leitfaden für Ihre Fahrzeugübernahme.
Ihr Plan für die Fahrzeugübernahme vor der Bergtour
- Bremsen hinterfragen: Fragen Sie gezielt nach dem Datum des letzten Bremsflüssigkeitswechsels. Die Flüssigkeit sollte nicht älter als zwei Jahre sein, da alte Bremsflüssigkeit Wasser zieht und bei Erhitzung Dampfblasen bilden kann (Bremsausfall).
- Reifen prüfen: Kontrollieren Sie, ob CP-Reifen montiert sind, und prüfen Sie deren Alter (DOT-Nummer). Reifen sollten nicht älter als sechs Jahre sein. Prüfen Sie den Reifendruck am kalten Reifen und vergleichen Sie ihn mit dem Aufkleber im Türholm.
- Technik einweisen lassen: Lassen Sie sich die manuelle Schaltgasse des Automatikgetriebes genau erklären. Machen Sie eine kurze Probefahrt und testen Sie die Motorbremswirkung im 2. oder 3. Gang.
- Schäden dokumentieren: Fotografieren Sie alle vorhandenen Kratzer und Dellen am Fahrzeug mit Ihrem Handy. So vermeiden Sie spätere Diskussionen.
- Versicherungsschutz klären: Fragen Sie explizit nach, ob der Versicherungsschutz auch für das Befahren von unbefestigten oder als schwierig eingestuften Passstraßen gilt. Manchmal gibt es hier Ausschlüsse.
Mit diesem Wissen sind Sie nun kein ängstlicher Flachlandtiroler mehr, sondern ein informierter und vorausschauender Fahrer. Gehen Sie Ihre erste Passfahrt mit Respekt, aber ohne Angst an. Beginnen Sie mit einer einfacheren, gut ausgebauten Strecke und wenden Sie das Gelernte an. Sie werden sehen: Eine Passfahrt kann eine der schönsten Erfahrungen beim Campen sein. Prüfen Sie jetzt die verfügbaren Mietfahrzeuge und wählen Sie mit Ihrem neuen Expertenwissen das perfekte Modell für Ihr Alpenabenteuer.